Schreibzirkel: 52 Wörter
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Schreibzirkel: 52 Wörter
von random.xme am 30.08.2024 20:14Die Idee
Einmal in der Woche poste ich ein Wort in das Forum zu dem jede:r der darauf Lust hat einen Text schreiben kann (ob Gedicht, Rollenspielbeitrag oder Prosatext – eurer Kreativität ist an der Stelle keine Grenze gesetzt)
Vorzugsweise schreibt ihr einen Text zum aktuellen Wort der Woche, aber ihr könnt natürlich auch zu den anderen Wörtern etwas schreiben.
Die Challenge ist es die Wörter so wie sie vorgegeben wurden im Text zu integrieren. Verben könnt ihr natürlich konjugieren, zusammengesetzte Substantive sind nicht „erlaubt"
KW 37: Verantwortung
KW 40: Panzerband
Grille
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von Summer am 30.08.2024 20:48Triggerwarnung: Selbstmord, Tod.
Es ist ein kühler Sonntagmorgen. Die Sonne geht gerade erst auf. Der helle Sonnenschein kitzelt auf meiner Haut und weckt mich mit ihrem grellen Licht auf. Verschlafen reibe ich mir mit der flachen Hand über die Augen, ehe ich aufstehe und mich fertig mache. Der heutige Tag bringt mich zum Jahrmarkt, der nur zu dieser Zeit des Jahres stattfindet. Ich habe mich mit meinen Freunden verabredet. Jenny, Liz und Maddy. Aber bevor ich überhaupt dazu komme, mich mit ihnen zu treffen, stapfe ich den Flur der Wohnung entlang. Mein Weg führt mich zur Küche, in der meine Mutter mich bereits strahlend begrüßt. Sie hat Pfannkuchen gebacken und stapelt mir welche auf einen Teller, die ich mit einem leckeren Honigsirup beträufle. „Guten Appetit, Liv.“, flötet sie und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich treffe mich heute mit den Mädels.“, erkläre ich ihr und stopfe bereits die erste Gabel gierig in meinen Mund. Es ist köstlich. Zu köstlich um es genussvoll zu essen. „Sei doch nicht so gierig!“, ermahnt sie mich mit einem grinsen auf den Lippen. Seit mein Vater gestorben ist, habe ich sie nicht mehr so fröhlich erlebt. Ich selbst bin auch schon 18 und hätte sicher auch in eine Wohnung ziehen können, aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Dafür war sie mir einfach zu wichtig. Sie befand sich aktuell in Therapie und Augenscheinlich schien es ihr wirklich zu helfen.
Genau aus diesem Grund mache ich mir keine Gedanken, als ich das Haus verlasse und zum Jahrmarkt laufe. Die Musik ist bereits von weitem zu hören. Je näher ich dem Ort komme, desto lauter wird es. Schon am Eingang kann ich die Mädels ausmachen, die mich strahlend zu sich herüberwinken. Wir nehmen uns alle gegenseitig in die Arme und erzählen darüber, was wir machen möchten und wie lange wir bleiben würden. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir gelangen in die Warteschlange am Free-Fall-Tower. „Das wird End krass“, ruft Maddy voller Adrenalin. Mein Blick fällt auf meine Hosentasche, in der sich mein Handy befindet. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm verrät mir, dass es sich um einen unbekannten Anrufer handelt. Ich gehe grundsätzlich nicht ran, wenn jemand anruft, den ich nicht kenne. Deshalb schalte ich es auf stumm, stecke es wieder weg und folge den anderen auf das Fahrgeschäft. Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. „Wir müssen später unbedingt nochmal hier her!“, verkündet Liz begeistert. „Aber erst müssen wir noch zur Schiffsschaukel!“, beschwert sich Jenny lautstark und harkt sich bei mir unter um mich in ihren Plan einzuweihen.
Nachdem wir auf der Schiffsschaukel und auch im Geisterhaus waren, befanden wir uns am Essensstand wo wir uns alle ein Stück Pizza kaufen. Ein kurzer Blick auf mein Handy verrät mir nicht nur die Uhrzeit, sondern auch mehrere verpasste Anrufe von einer unbekannten Person. Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. Vielleicht doch etwas Wichtiges? Ich schalte mein Handy kurzerhand wieder laut und esse den Rest meiner Pizza auf. „Wollen wir noch bei mir abhängen?“, fragt Maddy schließlich und wir stimmen alle zu. Maddy hat einen riesigen Pool im Garten, den wir jeden Sommer benutzen. Jede von uns hat ihre Schwimmsachen bei ihr gebunkert. Bei Maddy zu Hause ziehen wir uns um, als mein Handy schon wieder klingelt. Dieses Mal gehe ich ran. „Hallo?“, frage ich. „Hallo, spreche ich mit Olivia Marten?“, fragt eine Stimme am anderen Ende. „Ja, die bin ich.“, erkläre ich verwirrt. Im Hintergrund kann ich das Dröhnen von Sirenen wahrnehmen. „Sie sprechen mit Dr. Williams aus dem Sorrow Krankenhaus.“, erklärt sie und holt dann tief Luft. Bei ihren nächsten Worten stockt mein Herz. Ich muss das Handy an meinem Ohr fest umklammern. „Ihre Mutter wurde eingeliefert. Es sieht schlecht aus.“, erklärt sie. Mein Atem geht schwer. Ohne ein Wort ziehe ich mir meine Klamotten über und mache mich auf den Weg. Von hier aus muss ich nur 10 Minuten laufen. Aus dem laufen wurde ein Rennen. Aus den 10 Minuten wurden 8 Minuten. Und in diesen 8 Minuten hörte das Herz meiner Mutter auf zu schlagen. Die Ärzte erzählten mir vor Ort was geschehen war, aber das Rauschen in meinen Ohren ist viel zu laut. Selbstmord. Heute früh war doch alles noch so einfach gewesen. Ein Anruf. Ein einziger Anruf hat mein gesamtes Leben zerstört.
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von random.xme am 31.08.2024 20:52Wort KW 35: Anruf
Königskind – so nannten sie ihn am Anfang. Er hatte nur einmal versucht zu widersprechen. Nur einmal hatte er versucht seinen Vorgesetzten darauf hinzuweisen, dass das faktisch nicht ganz richtig war, dass dieses Land nur eine Königin und ihren Gemahl hatte. Es gab keinen König dessen Kind er sein konnte, aber das hatte ihm nur Strafarbeiten eingehandelt. „Denk bloß nicht du wirst hier, als was Besseres behandelt" keiften sie ihn an. „Denk bloß nicht dir wird hier der Arsch gepudert" die Ankündigungen die mit „Denk bloß nicht..." anfingen, waren die ersten Wochen besonders häufig. Mittlerweile dachte Jacob gar nichts mehr. Mittlerweile war er der festen Überzeugung, dass die Menschen ihm hier das Leben nur noch schwerer machen wollten.
Seine beste Freundin – Kindheitsliebe und erste Freundin (für eine bezaubernde Woche, in der er wirklich glaubte alles hätte sich zum Guten gewandt) verlobte sich mit ihrem Ex-Freund. Während sie doch einen Tag davor ihm ins Ohr geflüstert hatte, das nun endlich alles gut werden würde. Dass diese On-Off Beziehung nun endgültig vorbei war, dass sie nun klarsehen konnte und sich nach seiner Liebe sehnte. Pustekuchen. Er fror, während er von den anderen an einem früh-frühlingshaften Morgen beim Laufen abgehängt wurde. Jahrelanges Sportverweigern zahlte sich wohl nun aus. Er war immer der Ruhige gewesen. Er zog es vor im Orchester zu spielen als auf dem Fußballplatz wie seine Schwester einem Ball hinterherzujagen. Er zog es vor gemütlich auf dem Sofa seine Nase in ein Buch zu stecken, als mit dem Mountainbike seinen Vater in Sorge zu versetzen. Und doch war ausgerechnet er es, der nun zu weiteren Strafrunden verdonnert wurde, nur weil er als Letztes ins Ziel kam. Zu Langsam. Ungenügend, zu schwach. Er hatte die letzten Wochen alles hören müssen. Für jemanden, dem sonst immer alles in den Schoß fiel, der fremde Sprachen lernte, als wären sie nichts weiter als ein Rezept, was man einfach ein paar Mal ausprobieren musste, bis es wirklich vorzüglich schmeckte – für so jemanden waren die dauernden Niederlagen schwer zu ertragen. Der Wettkampf der einzelnen Zimmer – hier nannten die Leute es Stube, der war kaum zu ertragen. Vielleicht auch weil er der Grund war, weshalb sie auf einmal immer auf dem letzten Platz lagen. Das einzige, was er gut konnte, war alles ordentlich und sauber halten, kaum der Rede wert, wenn man auf die vielen verschiedenen Disziplinen schaute, in denen er nach und nach mit weniger als ungenügend abschnitt.
Seit seiner plötzlichen Abreise hatte er sich nicht mehr gemeldet. Viele Abende an denen er sich gegen den Wunsch wehrte einfach wieder zurückzukehren, einfach aufzugeben und sich selbst diese Niederlage einzugestehen. Viele Abende, an denen er sich immer wieder selbst schwor, dass er das schon irgendwie packen würde, und dass er die 5 anderen um ihn herum kein Recht geben wollte, dass er hier nichts zu suchen hatte. Auch wenn er das im tiefsten Inneren seines Herzens eigentlich schon längst selbst glaubte.
Der Anruf ging nach Hause – das Internet war gut, die anderen in einer Kneipe und deshalb schaltete Jake sogar die Kamera ein. „Hi Mom...Hi Dad" sprach er dann mit einem breiten – aber gefaktem Lächeln in die Kamera. Natürlich waren da die ganz normalen Fragen die Eltern an ihre Kinder hatten, wenn sie mit knapp 19 Jahren über Nacht entschieden in die Grundausbildung zu gehen – so weit weg wie möglich und sich dann über Wochen nicht anständig zu melden. Seine Mutter war immer etwas reservierter gewesen als sein Vater, der seine Emotionen und seine Sorgen deutlicher nach außen trug. Vielleicht war ihm seine Mutter deshalb immer ein klein wenig lieber gewesen.
Grille
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von random.xme am 09.09.2024 09:31Reisetechnischer Optimismus
KW 36: Selten
Freitag, 06.09.24 - 10:28
Die U-Bahn hat auch 2 Minuten Verspätung, wenn ich die Beine in die Hand nehme und meiner Sportlehrerin ein weiteres Mal zeige, dass die unterdurchschnittliche Note im Cooper-Test mehr als ungerechtfertigt war, dann könnte ich es schaffen. 14:23...14:24. Der ICE hält an.
Grille
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von random.xme am 09.09.2024 09:42Grille
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von Sprenkel am 15.09.2024 10:50Eigenverantwortung als Mami und darüber hinaus.
Zum Wort der KW 37: Verantwortung.
Wo ist die Verantwortung in der heutigen Zeit? Wer will überhaupt noch verantwortlich sein? Ist es etwas Positives oder Negatives, die Verantwortung für etwas zu tragen? Manchmal scheint es ja schon fast trendy zu sein, die Verantwortung einfach von sich zu weisen. Nichts leichter als das. Es gehört sogar zur Tagesregel, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Denn ansonsten können Konsequenzen auf einen warten. So ist dies zum Beispiel mit der rechtlichen Absicherung. Solange man schön tut, was rechtlich von einem verlangt wird, kann man nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn was Schlimmes passiert - man hat ja schließlich lediglich nach Recht und Ordnung gehandelt. Aber was ist, wenn man in so einem Fall die Verantwortung einfach von sich schieben kann? Handelt man dann immerzu nach bestem Willen und Gewissen? Oder handelt man einfach nur noch entsprechend der Vorgaben von oben, durch die man rechtlich abgesichert ist? Was ist mit Vorschriften, hinter denen man eigentlich nicht stehen kann? Oder bei denen man sogar genau weiß, dass sie eigentlich gegen das Wohl des Menschen sind? Nimmt man dann die Verantwortung auf sich oder geht man lieber den einfacheren rechtlich abgesicherten Weg? Zum Beispiel als Arzt. Schließlich steht doch auch der Job auf dem Spiel, wenn man nicht das tut, was einen rechtlich absichert.
Ich schreibe dies, da ich Mami bin. Und ich für meine Tochter selbst die Verantwortung übernehme. In der Schwangerschaft, während der Geburt und während der gesamten Mutterschaft. Und ihr glaubt nicht, wie oft mir Ärzte und Hebammen einreden wollen, dass sie das Recht hätten, Entscheidungen zu treffen, da sie mit eine Verantwortung tragen und es nicht mit dieser Verantwortung vereinbaren könnten, wenn ich dies oder jenes tue. Oder eben nicht tue. Und glaubt mir, da bin ich nicht das einzige Mami. Während den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft, während der Geburt, aber auch noch danach wird so vieles über Mutter und Kind entschieden und "einfach so gemacht", obwohl es gar nicht notwendig ist und teils sogar mehr schadet als hilft. Es wird oft mehr untersucht als notwendig, es werden oft mehr Medikamente oder Präventionspräparate verschrieben als notwendig und man wird oft dazu gedrängt, das Neugeborene mit Pulvermilch zu ernähren, wenn es nicht gleich klappt mit dem Stillen. Und dies, obwohl jede Hebamme wissen sollte, dass das Stillen auf dem Prinzip von Angebot nach Nachfrage basiert und man mit der Verwendung von Pulvermilch gar nicht erst zu genügend Nachfrage der Muttermilch kommen kann. Eigenverantwortung ist als Mami also noch mehr gefragt, als man denkt. Denn wenn man die Verantwortung abgibt, und das tut man umgeben von Ärzten noch gerne mal, dann wird eben das gemacht, mit dem sich die Ärzte am besten rechtlich absichern können, was nicht immer mit dem übereinstimmt, was für einen das Beste ist. Zu dieser Eigenverantwortung gehört meiner Meinung nach, dass man sich während der Schwangerschaft ausgiebig selbst darüber informiert, was es für Möglichkeiten gibt, welche Möglichkeiten unter welchen Umständen notwendig sind und was für Alternativen es gibt. Und diese Eigenverantwortung ist nicht nur als Mami wichtig, sondern für jeden Menschen in jeder Lebenssituation. Natürlich ist es manchmal unverzichtbar, dass wir uns auf andere Menschen verlassen müssen. Aber es gibt genug Situationen, in denen es nicht schadet, etwas mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, auch wenn die Wege dann teils auch etwas holpriger sind, als die Üblichen. Vielleicht sind wir ja genau deshalb hier: Um zu lernen, eigene Wege zu beschreiten und die Zügel dafür selbst in die Hand zu nehmen, auch wenn man manchmal gegen den Strom schwimmen muss. Und so öffnen sich teils auch ganz neue Türen, die einen weiterbringen.
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von random.xme am 23.09.2024 21:53Grille
Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von Bobo am 25.09.2024 10:24Alles in Ordnung
"Sortier doch bitte mal endlich deine Sachen ein"
sagt Mama und knallt die Tür zu.
Hana sitzt auf ihrem Berg aus Allerlei,
trotzig irgendwie, aber auch nachdenklich.
Schon oft hatte sie versucht, es den Erwachsenen recht zu machen,
immerwieder ohne Erfolg, ganz schön schwer ist das.
DinoAlex pflügt durch den Acker aus Glasmurmeln und Klemmbausteinen,
schafft es, ohne hinzufallen.
Dabei entsteht ein merkwürdiges Muster..
ein See..
ein Reh..
ein Meer..
Glücklicherweise ist es nicht weit zum Malblock: Fisch mit Laterne auf der Nase
Dreist ist meist mein Geist
lässt sich selten steuern
alles will er und zugleich nichts