Das Zimmermädchen [FSK18]
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Kapitel 9 - Episode 10
von Alina am 28.12.2021 17:03Besetztes Haus in der Oranienstraße, Kreuzberg, Berlin (West), Deutschland am Sonntag, 1. April 1984
Soundtrack für diese Episode: Cyndi Lauper - Girls Just Want To Have Fun
Quelle des Bildes
Die Sonne scheint durch ein zerbrochenes Fenster des Hauses. Es ist bereits später Nachmittag, die Sonne steht bereits tief. Die Küche ist trotzdem des zerbrochenen Fensters warm, ein Ofen brennt und sorgt für eine wohlige Wärme und heissen Kaffee. Cathy hält einen Pott mit Kaffee in beiden Händen und grinst vor sich hin. Einer der Männer, sie wusste mittlerweile dass er Jakob heisst, sitzt ihr gegenüber und grinst auch. Er raucht eine Zigarette während sich die meisten anderen in der Küche über das Scheitern der Tarifverhandlungen letzte Woche echauffieren. Die 35-Stunden-Woche war damit erst einmal vom Tisch. Cathy lacht in sich hinein. Die meisten waren Lebenskünstler und Taugenichtse. Diese Heuchler kannten nicht mal eine Ein-Stunden-Woche und nun regten sich künstlich auf.
Sie wusste nicht genau wie die nächste Zeit für sie aussehen würde. Vielleicht würde sie einige Tage in ihrer kleinen und unscheinbaren Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Wedding verbringen. Sie will wieder zu Kräften kommen und sich etwas ausruhen. Die Nächte in der Wohngemeinschaft und auf den Partys in besetzten Häusern waren anstrengend. Sie hatte ein Zimmer in einer riesigen Wohngemeinschaft angemietet, drüben im Hansaviertel. Auf zwei Fluren wohnten sicher um die 15 bis 20 Leute. Niemand hatte einen Überblick darüber, vor allem Cathy nicht. Diese riesige Wohngemeinschaft hatte einen starken Durchlauf: Linke, Arbeitslose, Studenten, Asylanten aus aller Welt und Republikflüchtlinge der DDR fanden hier eigentlich immer ein Bett.
Wenn sie mal nicht in ihrem Zimmer schlief und erst nach einigen Tagen wiederkam wohnte bereits jemand in ihrem Zimmer. Natürlich konnte sie sofort wieder ihr Zimmer beziehen, sie zahlte es ja auch. Aber unbesetzte Betten wurden sofort in Beschlag genommen. Spätestens nach einer Party waren auch Gäste über jedes freie Bett dankbar. Und so kam es auch dass Zimmer dann auf einen anderen Besitzer übergingen. Alte Bewohner tauchten oft einfach nicht mehr auf, dann blieb ein anderer und zahlte eben den nächsten Anteil der Monatsmiete. Dann war es sozusagen 'offiziell'.
Cathy fand das furchtbar aufregend. Bei diesen Aufeinandertreffen kam es zu manchen überraschenden erotischen Abenteuern. Nichts lag näher als den unbekannten Gast in ihrem Bett noch ein wenig länger zu beherbergen – vor allem wenn er genau ihr Typ war.
Aber so aufregend das auch war – natürlich konnte man so nicht leben, dachte Cathy. Daher hatte sie ihre kleine Wohnung in Wedding auch nicht gekündigt. Sie war froh dass sie dort schlafen konnte und einige Tage Ruhe fand wenn sie echte Ruhe brauchte. Es war fast unmöglich nachts in der Wohngemeinschaft Ruhe zu finden. Es fanden sich immer Leute, die etwas zu feiern hatten. Geschlafen wurde tagsüber, so wie heute auch.
Jakob reisst sie aus ihren Gedanken, er winkt so wie man einer geistig-abwesenden Person zuwinkt und lächelt sie dann an. Dann steht er auf und bleibt vor ihr stehen. Er reicht ihr die Hand und sie erwidert sein Lächeln während sie ihre Hand in seine legt. Sie ernten Gelächter, sogar anspornende Pfiffe begleiten sie als sie den Weg zurück in das Zimmer finden in dem Cathy zum ersten Mal nicht nur einen Dreier erlebt hat, sondern sogar mit drei Männern Sex hatte und doppelt penetriert wurde. Das würde sie nie vergessen und das wollte sie bald wieder erleben.
Nun aber sinkt sie mit Jakob auf das alte Bett. Und so ein 'tête-à-tête' war ja auch nicht zu verachten. Er liegt hinter ihr, küsst sie sehr leidenschaftlich indem er ihren Kopf in seine Richtung dreht. Als sie spürt dass er seinen Schwanz an ihrem Poloch ansetzt, da weiss sie wer von den Dreien es genau ist. Er gleitet müheloser in sie hinein als noch vor einigen Stunden als er sie mit den Fingern dehnen musste. Cathy stöhnt und er schlingt seinen Arm um ihren Hals und beginnt sie zu stossen. Cathy streichelt sich dabei selbst und als sie wieder weinend vor Glück kommt und gleichzeitig spürt dass er auch in ihrem Po kommt, da weiss sie dass dieser Jakob vielleicht sogar noch heute in diesem Bett sterben wird – denn sie gibt sich ihm vollkommen hin und das war in Cathys Erinnerung eine besonders dringliche Aufforderung an die Stimmen – gewollt oder ungewollt –, sich diese arme Seele sofort zu holen.
Kapitel 9 - Episode 11
von Alina am 29.12.2021 21:06Hauptquartier von Interpol, Lyon, Frankreich
Frühjahr 1984
Soundtrack für diese Episode: Rockwell - Somebody's Watching Me
Quelle des Bildes
Hill machte sich schon seit langer Zeit Sorgen. Er spürte nun diese Art von Verzweiflung die bereits ansatzweise in den Worten Donahans 1968 zu hören war. Ganz sicher wäre er in der kurzen Spanne seines Berufslebens nicht in der Lage diesen Fall zu lösen. Er wurde bald 48 Jahre alt und nichts deutete auf einen baldigen Erfolg hin. Nur war Donahan nicht wirklich verzweifelt gewesen. Die Jagd auf Cathy war ein Hobby für ihn, wie das Sammeln von Schmetterlingen beispielsweise. Donahan konnte auf ein sehr erfolgreiches Leben zurückblicken. Nur den Pulitzer-Preis hatte er leider nicht gewonnen. Er selbst hatte nichts – ausser seiner Stellung bei Interpol und die Blicke seiner Kollegen als würde er in der Abteilung für Verbrechen von Ausserirdischen arbeiten.
Donahan war übrigens vor einigen Jahren gestorben und mit ihm auch die Verbindung zu dieser Stiftung. Der Geldhahn war schon länger abgedreht worden. Die Ermittlungserfolge in Paris hatten die Angehörigen nicht beeindruckt. Sie hatten längst keinen Bezug mehr zu dem Toten, Mr. Richards der vor über über 60 Jahren gestorben war – ausser der Tatsache dass sie wohl sehr gern das von ihm vererbte Vermögen verprassten. Ihrer Meinung nach hatten sich Anwälte und andere Raffzähne die Taschen lange genug vollgemacht um ein Phantom zu jagen. Wenn ihr Vorfahre tatsächlich ermordet worden war, dann war der Täter heute auch tot – oder ein Greis. Jedenfalls hatte dies nichts mehr mit ihnen zu tun. Die Rachegelüste dieser Familie, die zugegebenermaßen von Anfang an zu exzessiv gewesen waren, waren nun endgültig nicht mehr vorhanden.
Und dann wurde es wieder ruhig um sie. Die Übersterblichkeit unter Studenten im Rhein-Main-Gebiet nahm ab. Wenigstens blieb sich Cathy treu was das Milieu der Toten anging denn nun stiegen die Zahlen in Berlin. In West-Berlin wohlgemerkt denn Cathy konnte weder einfach zwischen den Stadtteilen wechseln, noch lagen Statistiken aus dem Ostteil der Stadt vor. Eine Anfrage an die Deutsche Volkspolizei oder das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR konnte er sich sparen.
Nun verfolgte Hill seit wenigen Jahren die Zahlen in Berlin. Etwa 30.000 Menschen starben jedes Jahr in Berlin, schön aufgeschlüsselt nach Sozialversicherungsstatus. Er liebte die deutsche Gründlichkeit. Und Cathy drückte diese Zahlen im Jahr gern um 100 Personen nach oben. Das waren unfassbare 0,33 Prozent die allein auf Cathys Konto gingen. Damit war sie erfolgreicher als die Grippewelle mancher Jahre.
Nahm man diese Zahl, die für ganz Berlin galt, und bezog sie nur auf bestimmte Stadtteile und bestimmte Milieus, dann wurde die Zahl ganz exorbitant hoch. Und die Toten rekrutierten sich alle um den Bereich Berlin-Mitte herum und es traf den bekannten Personenkreis aus Studenten und anderem „arbeitsscheuem Gesindel", wie es ein Kriminalkommissar am Telefon einmal ohne Umschweife genannt hatte.
Hill fragte sich ob die Menschen aus diesem politisch-linkem Milieu wussten was dort passierte? Waren sich diese jungen Menschen der Gefahr bewusst? Hatten sie vielleicht das Gefühl von einer rechtsextremistischen Todesschwadron dezimiert zu werden? Oder sahen sie nur individuelle Unglücke und Unfälle und das in einem Milieu wo man sich sowieso ständig einer gewissen Gefahr aussetzte? Ärger mit der Polizei, Drogen, vielleicht die ein oder andere Verstrickung in illegale Geschäfte, noch dazu die Nähe zur terroristischen zweiten Generation der 'Roten Armee Fraktion' – das alles waren ja potentielle Gefahren für diesen meist eher jungen Personenkreis.
Er knackt mit den Fingern und denkt über weitere Schritte nach. Es gab keinen Grund nach Berlin zu fliegen. Er würde dort nichts ausrichten können. Niemand würde sich für seinen Fall interessieren. Natürlich war die schiere Anzahl an Toten ein überwältigendes Argument. Aber wenn er dann gegenüber den ach so gründlichen und rationalen Deutschen seine Theorie vorstellte, dann würden sie ihn auslachen. Und es traf ja nicht die anständige und hart arbeitende Bevölkerung. Wer weinte schon ein paar asozialen Subjekten nach? Dieses Raubtier namens Cathy Hasselmannn schien eine schöne Nische gefunden zu haben.
Für Hill endete die Analogie zur Biologie aber hier noch nicht. Vor wenigen Jahren hatte er Darwins Werk über „die Entstehung der Arten" regelrecht verschlungen. Es hatte es bedauert dass seine Ausbildung nicht interdisziplinärer ausgefallen war. Für ihn befand sich Cathy nun in der Position eines Finken auf den Galápagos-Inseln. Was sie dorthin verschlagen hatte spielte keine Rolle und konnte auch nicht geklärt werden; allerdings befand sie sich jetzt geographisch in einer isolierten Umgebung. Es gab auch weniger Austausch von Bevölkerung in Berlin, jedenfalls im Gegensatz zu Frankfurt beispielsweise. Er musste ihre Spuren nicht mehr mit der Lupe suchen, sie lagen recht klar und offen vor ihm. Jede Änderung ihres Verhaltens würde sie durch die Spuren direkt dokumentieren, so wie sich die Finken auch durch Mutation und Selektion sehr schnell anpassen mussten und ihre Nischen finden mussten um bei einer steigenden Population trotzdem nicht zu verhungern. Es war diese Nische die Cathy eine Menge 'Futter' finden liess, aber sie hinterliess dabei auch Spuren die er schnell finden konnte.
Nun muss er doch lächeln. So schlecht standen die Chancen gar nicht. Sie würde nicht mehr aus Berlin herauskommen. Wenigstens dafür könnte er vielleicht sorgen.
Kapitel 9 - Episode 12
von Alina am 30.12.2021 16:46Wohngemeinschaft, Hansaviertel, Mitte, Berlin (West), Deutschland am Sonntag, 8. April 1984
Soundtrack für diese Episode: Tina Turner - What's Love Got To Do With It
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Es war Cathy ebenfalls aufgefallen dass die Todesfälle in ihrem Umfeld offener auf dem Tisch lagen als in der Vergangenheit. Jemand fiel auf einer Party einfach um, ein anderer hatte während seiner Reise in Spanien einen Herzinfarkt und sehr oft erschütterten Verkehrsunfälle die Gemeinschaft. Dauernd gerieten Leute unter U-Bahnen und S-Bahnen, dauernd wurden Bekannte von Autos angefahren und tödlich verletzt. Es störte sie dass so oft darüber geredet wurde. Jeder kannte jeden in dieser Gemeinschaft, auch wenn die Leute über den gesamten West-Teil der Stadt verstreut waren.
Sie liegt im Bett und denkt darüber nach. Eine kalte Tasse Kaffee steht auf dem improvisierten Nachttisch, einer leere Bierkiste der Sternburg-Brauerei. In ihren Armen liegt eine junge Studentin die nach einem kurzen Besuch in der Küche und einem Kaffee wieder eingeschlafen war. Das Mädchen hiess Angelika, sie war aus der Eifel nach West-Berlin gekommen, vielleicht wollte sie irgendwann studieren. Sie kam Cathy klug und nett vor, sie erinnerte sie an Anuschka. Sie hatten miteinander geschlafen und Cathy hatte dabei natürlich an Anuschka denken müssen.
Sie war ihre Verunsicherung nie wieder losgeworden. Starben sowohl Männer als auch Frauen? War Anuschkas Tod ihre Schuld gewesen? Hier in Deutschland hatte sie sehr darauf geachtet und war in ihrer Befürchtung bisher nicht bestätigt worden. Sie hatte sicher mit zwei Dutzend Frauen geschlafen, in Frankfurt und hier in Berlin, aber keine einzige Frau war zu Tode gekommen. Aber wie konnte Cathy diesem Umstand trauen? Es hatte sehr weh getan, sich emotional auf Anuschka einzulassen und sie dann zu verlieren. Das würde sie wohl nie wieder wagen. Vielleicht starben nur Frauen die ihr wirklich ihre Liebe schenkten.
Ärgerlich schüttelt sie den Kopf und Angelika wacht auf. Sie blinzelt und schaut Cathy verschlafen an. Diese lächelt nur und streichelt ihr das dunkle Haar bis sie wieder eingeschlafen ist.
Natürlich starben alle Menschen irgendwann. Und auch ohne ihren Fluch standen Menschen jederzeit in der Gefahr bei einem Unfall tödlich verletzt zu werden. Jeder konnte an Krebs versterben, auch junge Menschen. Es war zum Verzweifeln. Wie gut hatte man es wenn man die Regeln für das eigene Leben in einem Gesetzbuch nachlesen konnte. Sogar die Christen bewunderte sie nun dahingehend, konnten sie doch in ihrem Märchenbuch nachlesen was sie zu tun und zu lassen hatten. Sie konnte sich auf nichts stützen. Selbst Jahrzehnte der Erfahrung hatten sie nicht von ihrer Angst befreien können, etwas lieben zu dürfen ohne dass es starb – und zwar sehr schnell starb.
Wie auch immer – sie würde sich umorientieren müssen. Zurück in die Hotels, zurück zu den Bars und zurück zu One-Night-Stands mit völlig Fremden bevor ihr hier alles um die Ohren flog. Die Gefahr einer polizeilichen Untersuchung stand immer im Raum. Diese Leute hier zogen die Polizei schon allein deshalb an weil sie mit subversiven Aktionen gegen den Staat in Verbindung gebracht werden konnten, sie hatten hin und wieder Kontakt zu bekannten Terroristen und es gab eine erhöhte Zahl von Todesfällen in ihrer Mitte. Sogar hier in der WG waren schon zwei Leute gestorben, Hirnschlag und Überdosis. Lange ging das nicht mehr gut.
Sie küsst Angelikas Stirn und dreht sich zu ihr um. Sie zieht sie eng an sich und kuschelt mit ihr. Diese Freude kann ihr gerade niemand nehmen. Vielleicht würden sie Kontakt halten. Angelika konnte ihr Zimmer in der Wohngemeinschaft kriegen, sie selbst würde in Wedding wohnen und ausserdem würde sie sich wieder eine Stelle suchen. Sie durfte nur nicht ihr Herz verlieren – nicht nur wegen dieser Vermutung dass Angelika sterben würde sondern weil es ihr generell nicht gut zu Gesicht stand. Diese Gefühlsduselei, was sollte das auch? Warum sollte sie ein Bedürfnis verspüren, mit Menschen permanent zusammenzuleben die etwa sechzig Jahre jünger waren als sie? Die Stimmen sorgten vielleicht nur dafür dass sie ihre Rolle annahm. Sie war eine Jägerin und Partnerschaften lenkten doch nur von der eigentlichen Aufgabe ab. Würde sie noch soviel jagen wenn sie glücklich und zufrieden mit einem anderen Menschen zusammenleben konnte? Ganz sicher nicht – und das war sicher schon die ganze Erklärung.
Eine andere Erklärung hing jedoch mit Anuschka selbst zusammen. Hatte diese nicht mehr über die Stimmen gewusst? Sie hatte Cathy an einem Tag mehr über die Stimmen sagen können als diese selbst in Jahrzehnten herausgefunden hatte.
Vorher war Cathy der Meinung gewesen dass Frauen gar nichts passieren kann – sie dachte an ihre Affäre in Brest. Doch Anuschka war schneller gestorben als Joe damals, ihre grosse Liebe in New Orleans. Vielleicht mochten die Stimmen nicht wenn Cathy mehr über sie herausfand. Vielleicht war das der wahre Grund. Sie wusste genug um zu tun was nötig war und alles weitere würde sie nur auf dumme Gedanken bringen – diese Erklärung liess sie nicht mehr los.
Kapitel 9 - Episode 13
von Alina am 31.12.2021 18:09Hauptquartier von Interpol, Lyon, Frankreich
Ende August 1984
Soundtrack für diese Episode: Alphaville - Forever Young
Quelle des Bildes
Endlich hatte er es geschafft. Den ganzen Sommer über hatte es gebraucht um die deutschen Behörden auf Cathy Hasselmann einzuschwören. Er hatte sich eines Tricks bedienen müssen, denn er wollte es wirklich unter allen Umständen vermeiden dass man ihn auslachte. Seinem Ego würde es nicht weh tun, aber es wäre leider kontraproduktiv wenn er Zeit und Arbeit investieren würde ohne ein Ergebnis erwarten zu dürfen.
Unter allen Umständen hatte er vor September fertig werden wollen denn da stand eine Generalversammlung seiner Behörde an. Es ging um recht wichtige Themen wie der Bewertung von terroristischen Aktivitäten. Mit Cathy hatte es nichts zu tun, aber es war ein pikantes Detail für die alltägliche Arbeit von Interpol ob man die politische Bewertung dieser Verbrechen seiner Behörde überliess oder den Nationalstaaten. Hier gab es etliche Streitpunkte und die Nationalstaaten drängten auf Autonomie in dieser Sache. Nun galt es diese Autonomie auch gesetzlich zu verankern. Es würde wohl eine Resolution geben. Und danach würden sich viele Arbeitsabläufe ändern – dafür wollte er Zeit haben.
Wegen Cathy Hasselmann hatte er sich etwas Feines ausgedacht. Er hatte für die Deutschen einfach ihr Geburtsdatum geändert. Er machte sich ja schon bei seinen eigenen Kollegen lächerlich indem er eine 83-jährige Frau suchte, aber bei den Deutschen würde er auf schroffe Ablehnung stossen. Er hatte ja ein Phantombild, ein wirklich hübsches Mädchen. Damit würde er nicht durchkommen. Sie würden das Bild in ihrem Spind hängen anstatt nach ihr zu fahnden.
Cathy war jetzt 1963 geboren, süsse 21 Jahre alt und gab damit ein stimmiges Bild für die Deutschen ab. Damit unterschlug er 62 Jahre von Cathys Alter die ja im Jahre 1901 geboren war, aber er machte sich wegen dieses kleinen Betrugs keine Sorgen. Niemand bei Interpol interessierte sich für den Fall – noch immer nicht und jetzt noch weniger als vor vielen Jahren. Schlimmstenfalls hatte er sich verschrieben oder noch besser, er hatte ein Alter „angenommen" welches ihrem Aussehen entsprach. Das würde man ihm durchgehen lassen, denn der Fall überforderte den Intellekt des Beamten vor Ort der ganz konkret nach ihr Ausschau halten sollte. Selbst ihn, der seit Jahren und Jahrzehnten an diesem Fall sass, überforderte der Fall auf einer intellektuellen Ebene.
Viele Wochen hatte es ihn gekostet um jede einzelne Stelle persönlich zu instruieren. Würde Cathy mit dem Flugzeug oder dem Zug oder im Auto Berlin verlassen wollen dann würde sie verdammtes Glück haben müssen. Überall hing nun ihr Phantombild oder es lag noch in der Post und würde bald aufgehängt werden. Für die Grenzbeamten in und rund um Berlin war sie nun bekannt wie ein bunter Hund. Ein hübsches, junges und rothaariges Mädchen, welches eine Serienmörderin war. Wenn das keine Herausforderung für einen Grenzbeamten darstellte, dann wusste er auch nicht weiter.
Er hatte sogar doch noch Kontakt zum Ministerium für Staatssicherheit der DDR aufgenommen. Cathy Hasselmann war klug und wenn sie merkte dass es aus Berlin kein Entrinnen gab, dann würde sie vielleicht in den angrenzenden deutschen Staat fliehen der zum sowjetischen Einfluss gehörte. Dann wäre sie zwar nicht mehr sein Problem, aber er jagte sie nun schon zu lange um sie so zu verlieren. Und ein Monster wie Cathy wünschte er selbst seinem schlimmsten Feind nicht. Er wusste dass die DDR gern Flüchtlinge aus dem Westen aufnahm, ein eher seltener Fall der auch der eigenen Propaganda diente. Man vermutete auch zahlreiche RAF-Terroristen dort. Aber vor Cathy musste er sie warnen. Sie sollte nicht in der DDR weitere Opfer finden und eine blutige Spur hinterlassen. Sie gehörte in ein Gefängnis oder noch besser: in einen Verhörraum, zusammen mit ihm.
Bei diesem Kontakt hatte er mit Leuten zu tun die noch strenger und abweisender waren als die Deutschen auf der westlichen Seite. Er hatte nur Erfolg weil er dem leitenden Beamten begreiflich machen konnte, dass diese Fahndung absolut im Interesse der Deutschen Demokratischen Republik war. Hier handelte es sich nicht um eine Räuberpistole, nicht um Terroristen, nicht um Agenten sondern um eine Serienmörderin. Er bat den Beamten sogar Cathy gern selbst zu verhören. Er bat auch nicht um Auslieferung, das hätte deren Vorsicht nur noch weiter angefacht. Er bat lediglich um Nachricht falls Cathy Hasselmann gefasst werden würde und ausserdem um die Garantie dass sie nie wieder das Tageslicht sehen würde.
Er atmet tief aus, sieht auf seine Finger und lässt sie laut knacken. Natürlich würde er sie lieber in einem westdeutschen, französischen oder amerikanischen Gefängnis sehen, aber sie konnte auch gern in Bautzen II verrotten. Bei dieser Sonderhaftanstalt handelte es sich um ein offenes Geheimnis der DDR und man betete dort niemals einzusitzen.
Kapitel 9 - Folge 14
von Alina am 01.01.2022 22:54Hotel Am Zoo, Kurfürstendamm, Berlin (West), Deutschland am Sonntag, 22. September 1984
Soundtrack für diese Episode: Real Life - Send Me An Angel
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Morgen war es soweit und Cathy hatte endlich ihren ersten freien Tag! Diese Deutschen waren wirklich verrückt. Seit Mai arbeitete sie bereits hier in Hotel und jetzt hatte sie ihren ersten freien Tag bekommen. Das wäre in Frankreich nicht möglich gewesen.
Andererseits tat es ihr gut wieder zu arbeiten. Dieses Lotterleben hatte ihr nie gut getan. Schon in Hollywood nicht und hier in Berlin ebenfalls nicht. Früher oder später hätte sie einen schweren Fehler gemacht. Wenn man ständig unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol stand, dann musste einfach irgendwann etwas passieren. Sie hatte sehr viel Glück gehabt in diesen Jahren.
Sie hielt noch losen Kontakt zu einigen Leuten, schaute auch ab und zu in der Wohngemeinschaft vorbei. Angelika war tatsächlich dort eingezogen und fühlte sich recht wohl dort. Im Gegensatz zu dem piefigen Dorf in der Eifel musste die Wohngemeinschaft ein einziges Abenteuer sein. Sie konnte sich nicht so gehenlassen wie Cathy oder andere Bewohner aber sie arbeitete daran. Und Cathy war es recht dass Angelika an ihr hing. Wenn man sehr geliebt wurde, musste man weniger stark „zurücklieben".
Als sie gerade den Staub im Schlafzimmer wischt betritt ein Gast das vorgelagerte Zimmer. Sie streicht sich ihre Dienstkleidung glatt. Diese fiel hier weniger extravagant aus als in Frankreich, aber was hatte sie erwartet? Die Deutschen waren für ihre Rationalität und Effizienz bekannt. Ein attraktives Zimmermädchen würde doch nur bei der Arbeit aufgehalten. Sie räuspert sich und arbeitet etwas geräuschvoller und tritt fester auf damit der Gast nicht erschrickt.
Ein Mann betritt das Schlafzimmer und Cathy sagt:
„Ich bin gleich fertig, nur noch das Bett beziehen und dann bin ich schon weg."
Der Mann ist gross, gutaussehend und er mustert Cathy. Seine dunklen Haare passten gut zu seinem durchdringenden Blick.
„Na, das wäre ja sogar schade." Er kratzt sich am Kinn und Cathy schmunzelt während sie das Kissen neu bezieht. Sie lässt ihn zusehen, bewegt sich bewusst etwas lasziv und schaut immer wieder lächelnd zu ihm auf.
Längst hatte sich die Stimmung zwischen den beiden verändert. Er beobachtete sie unverhohlen mit einem sexuellen Interesse und Cathy wich dem nicht aus – im Gegenteil. Sie streckt den Po weit aus als sie sich über das Bett beugt um die Decke glattzustreichen und sie richtet sich auf und streckt ihren Busen heraus.
Der Mann kommt um das Bett herum, stellt sich hinter Cathy und legt dann seine Hände auf ihre Hüften. Cathy bleibt genauso stehen und spürt den Atem des Mannes auf ihrer nackten Haut am Hals. Dann flüstert sie:
„Ich gehe jetzt... aber ich komme heute Nacht und besuche Sie. Also, falls Sie noch eine Nacht bleiben, mein Herr."
Sie schaut über ihre Schulter und grinst ihn an. Er grinst zurück und nimmt dann die Hände weg. Dann tritt er einen Schritt zurück und nickt.
Cathy schlängelt sich an ihm vorbei, Richtung Tür.
„Bis später, Herr Zimmermann."
Seine Augen blitzen, er mag es dass sie seinen Namen ausspricht. Sein Blick folgt ihr bis sie die Tür hinter sich schliesst.
Cathy atmet tief durch als sie draussen vor der geschlossenen Tür steht. Es waren einige Tage vergangen, die Stimmen waren sogar hörbar. Sie hatte soviel arbeiten müssen dass sie höchstens jede Woche oder sogar nur alle zwei Wochen einmal dazu kam sie zu beruhigen. Sie brauchte mehr freie Tage, denn es konnte auf Dauer nicht gutgehen dass wieder einmal alle ihre Opfer Hotelgäste waren. Wenn sie Glück hatte starben diese nach ihrem Aufenthalt im Hotel. Aber lange konnte es nicht dauern bis dieser Schnüffler von Interpol ihr vielleicht so auf die Schliche kam. Er hatte sie schon einmal gefunden und sie hatte Stunden im Bett damit verbracht die Decke anzustarren und nachzudenken wie das wohl hatte passieren können. Ohne von seinen Methoden zu wissen, so wollte sie vor allem keine alten Fehler wiederholen und das bedeutete auch dass keine Häufungen auftreten sollten, egal an welchem Ort. Zuviele tote Gäste eines einzigen Hotels, ob während des Aufenthaltes oder später, das würde immer irgendwann Aufmerksamkeit erregen.
Vielleicht war es klüger diesen Herrn Zimmermann nicht zu besuchen und morgen stattdessen in eine der zahlreichen Berliner Bars zu gehen...
Kapitel 9 - Episode 15
von Alina am 02.01.2022 17:57Wohngemeinschaft, Hansaviertel, Mitte, Berlin (West), Deutschland
Nacht von Sonntag auf Montag, 23. September 1984
Soundtrack für diese Episode: Duran Duran - Wild Boys
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Aus Cathys altem Zimmer dringt ein vielkehliges Stöhnen, die Tür steht einen Spalt weit offen. In einigen anderen Zimmern und im grossen Gemeinschaftraum der Etage wird noch immer gelacht und getrunken, Punk-Musik dröhnt dumpf aus riesigen alten Lautsprechern.
Sie war ihrem Instinkt gefolgt und hatte Herrn Zimmermann versetzt. Sie hatte sich stattdessen umgezogen und war dann ins Hansaviertel gefahren. Das war zwar wieder Jagen in ihrem alten Revier, aber sie hatte Lust gehabt Angelika zu sehen Diese war nicht da als Cathy ein Gespräch mit zwei Libanesen begann, einem Brüderpaar welches gerade erst in Berlin angekommen war. Beide waren nach einer abenteuerlichen Flucht am Flughafen Schöneberg gelandet und waren von dort aus nach West-Berlin gekommen.
Sie hatte sich mit den beiden unterhalten und später hatte sich Angelika doch noch zu ihnen gesellt. Sie kam gerade von einer Schicht in einer Bar die aber gegen Mitternacht schloss. Angelika fremdelte mit den beiden, aber um Cathy zu gefallen liess sie sich auf das Flirten der beiden Männer ein zu dem Cathy die beiden bereits eindeutig ermuntert hatte.
Dann hatten sie sich in Angelikas Zimmer verzogen welches ja gleichzeitig Cathys altes Zimmer war. Und dort war es dann ohne weitere Umschweife losgegangen. Während der ältere der beiden Brüder bereits von Cathy mit dem Mund befriedigt wurde, liess sich Angelika etwas mehr Zeit. Der jüngere Bruder durfte sie immerhin küssen und sie mit dem Finger erkunden und in Stimmung bringen. Irgendwann war aber das Eis bei Angelika gebrochen, auch wenn es noch den ein oder anderen ermutigenden, wenn nicht gar ermahnenden Blick von Cathy gebraucht hatte. Dieses Landei sollte sich nicht so anstellen, dachte Cathy.
Und jetzt liegt Angelika auf dem Rücken und wird schön langsam und beinahe sanft von ihrem Liebhaber gestossen der ein Bein von ihr auf seiner Schulter abgelegt hatte. Cathy hingegen wird heftig von hinten gefickt; auf allen Vieren war sie über Angelika gebeugt, liess diese an ihren Brüsten nuckeln und starrt auf den Schwanz der immer wieder in Angelikas Pussy verschwindet. Cathys Finger reiben ihre Klitoris dabei. Alle vier stöhnen laut und lassen ihrer Lust endgültig freien Lauf.
Cathy war es wichtig dass Angelika auf ihre Kosten kam. Sie war noch jung und sollte dieses Abenteuer geniessen. So etwas passierte nicht alle Tage und man konnte es später immer noch als Jugendsünde abhaken.
Als das Stöhnen des jungen Mannes immer verzweifelter klingt und er immer fester zustösst, da blickt Cathy auf und keucht auf Englisch:
„Komm bloss... komm bloss nicht in ihr." Sie erntet dafür einen noch verzweifelteren Blick und Cathy greift beherzt zu. Sie holt den nassen Schwanz mit einem geschickten Griff aus dem zuckenden, behaarten Loch und stopft ihn sich in den Mund. Gerade noch rechtzeitig, denn er kommt bereits und spritzt brüllend seinen Samen in Cathys Schlund. Der ältere Bruder hinter ihr kommt fast zeitgleich, er verschiesst seine Ladung allerdings in ihr was für Cathy aber keine Rolle spielte. Angelika hingegen musste sie vor einem grossen Fehler bewahren. Alleinerziehend in West-Berlin, fernab ihrer Heimat wo auch ein Kind mit krausen dunklen Haaren sicherlich eine Menge Misstrauen wecken würde, das musste nicht sein.
Zur gleichen Zeit reibt sie weiter Angelikas nasse Pussy und ihre Klitoris, bläst den jungen Mann weiter, schluckt seinen dickflüssigen Samen herunter, saugt ihn leer bis der nicht mehr kann und sich aufs Bett sinken lässt. Sie hört erst auf als sie Angelika leise schreien hört und ihren schwitzenden Leib zucken sieht. Sie lächelt zufrieden und auch die Stösse in ihren Unterleib hatten mittlerweile aufgehört. Auch ihr Liebhaber braucht anscheinend eine Pause. Sie lässt ihren Kopf auf Angelikas vor Schweiss glänzenden, kleinen, süssen Bauch sinken, während ihr Po noch hoch in Luft ragt. Sie spürt Samenflüssigkeit zäh von ihren Schamlippen herunter auf ihre Waden tropfen.
Die folgenden Stunden vergehen wie im Traum. Mal schläft Cathy, mal flüstert sie leise mit Angelika und streicht ihr die nassen Strähnen aus dem Gesicht, mal spürt sie fremde Hände an ihren Beinen und ihren Brüsten, mal hat sie einen Schwanz im Mund, den sie schläfrig leckt und küsst. Aber es bricht keine wilde Ekstase mehr aus – alles geschieht langsam und unglaublich entspannt. Vielleicht liegt es auch an den Joints die immer wieder kreisen.
Und dann dringen seltsame Geräusche von unten an Cathys Ohr. Die beiden Libanesen reagieren zuerst, plötzlich kommt Leben in ihre müden Glieder und sie springen auf. Cathy bekommt eine Ferse an den Kopf als einer der Männer regelrecht aus dem Bett flüchtet und sie seufzt widerwillig. Was sollte dieser Mist?
Sie drückt Angelika fester an sich, so als wolle sie sie beschützen. Doch dann begreift sie langsam. Unten kämpfen Menschen miteinander. Sie hört Gebrüll welches auch eher lauter als leiser wird, sie hört dumpfe Schläge, Klatschen, dann einen ohrenbetäubenden Knall!
Nun kämpft sie sich auch hoch. Von den beiden Libanesen ist nichts mehr zu sehen. Sie hatte deren Namen bereits wieder vergessen. Sie weckt Angelika auf eine sehr grobe Art und Weise, rüttelt und schüttelt sie. Hier droht echte Gefahr und sie fühlt sich plötzlich für dieses junge Mädchen verantwortlich. Als sie das realisiert, flucht sie. Sie müsste schon längst ihre Kleidung anziehen und dann einen Weg nach draussen suchen. Ratlos sieht sie das arme, zitternde Häuflein Mensch an, was nun vor ihr steht. Angelika hatte wohl auch verstanden dass hier Gefahr drohte und ihr Blick hängt an Cathy. Dann bellt Cathy sie an:
„Anziehen, schnell. Und dann ab hinten in die Ecke, hinsetzen und Mund halten. Ich hole dich dann..." Sie zeigt in eine Ecke des Raumes wo noch etwas Platz seitlich hinter einem Schrank ist. Angelika nickt nur angsterfüllt. Anscheinend zweifelte sie daran dass Cathy tatsächlich wiederkommen würde wenn sie erst einmal aus dem Zimmer verschwunden war.
Kapitel 9 - Episode 16
von Alina am 03.01.2022 17:37Deponie Wannsee, Zehlendort, Berlin (West), Deutschland, Montag Früh, 23. September 1984
Soundtrack für diese Episode: U2 - Sunday Bloody Sunday
Quelle des Bildes
Cathy schleicht sich aus dem Zimmer. Niemand war zu sehen; entweder waren alle bereits geflüchtet oder sie hatten sich versteckt. Cathy hastet zum Flur, schaut zur Treppe. Rauch kam ihr von unten entgegen, ausserdem liegt ein beissender Geruch in der Luft. Ganz sicher brennt es unten und Cathy spürt wie sich etwas Panik in ihr breitmacht. Sie hört wieder Gebrüll, dann fliegt anscheinend etwas durch ein geschlossenes Fenster. Glas splittert, sicher nur ein Stockwerk unter ihr. Das Gebrüll wird lauter, Stiefel stampfen die Treppe hinauf.
Sie zieht sich zurück. Sie trägt nur Unterwäsche aber sie sieht jetzt die Notwendigkeit sich anzukleiden. Sie huscht zurück ins Zimmer, schliesst vorsorglich die Tür und zischt:
„Zieh' dir deine Jacke an. Schnapp' dir dein Geld und deinen Ausweis. Vielleicht kannst du nie mehr hierhin zurückkommen."
Angelika starrt sie ängstlich und hilflos an. Immerhin hatte sie Cathys Rat befolgt und sich angekleidet.
„Los! Mach' schon! Du hast nicht mehr viel Zeit!"
Cathy zieht sich auch schnell an, ihre eigenen Papiere und ihr Geld waren in ihrer Jackentasche verstaut.
Dann winkt sie Angelika zu sich heran, setzt sich auf die alte Couch, zieht Angelika auf ihren Schoss und drückt sie fest an sich. Sie spürt das Mädchen zittern und drückt ihren Kopf auf ihre Schulter. Sie flüstert:
„Dir passiert nichts, versprochen. Wenn hier jemand 'reinkommt, lass mich sprechen, okay? Ich mach' das schon."
Es vergeht noch einige Zeit. Stimmen ertönen bald auch auf ihrer Etage, der beissende Rauch zieht auch unter ihrer Türritze hindurch. Man hört wütende Stimmen, Schreie, Schläge, Klatschen, hin und wieder einen Knall und auch hier wird ein Fenster eingeworfen, höchstwahrscheinlich wieder von innen. Cathy und Angelika können sich nur ausmalen was draussen vor der geschlossenen Zimmertüre passiert.
Aber dann fliegt die Türe doch auf. Angelika zuckt zusammen und beginnt wieder zu weinen. Cathy drückt ihren Kopf gegen ihren Hals und schaut verächtlich zur Tür. Ein schwer gepanzerter Polizist, ganz in Schwarz, steht in der Tür. „RAUSKOMMEN!", schreit er.
Cathy macht eine beschwichtigende Handbewegung, zeigt ihre leere Handflächen und setzt Angelika vorsichtig ab und flüstert ihr zu:
„Du musst aufstehen, Kleines. Mach' einfach was sie sagen, dann passiert uns nichts, okay?"
Sie steht auf und hebt selbst die Hände und verlässt dann langsam das Zimmer. In der Tat würde sie es nie wieder sehen.
***
Cathy tröstet die weinende Angelika die sich völlig aufgelöst an sie klammert. Sie stehen mitten auf einer Müllkippe, der Gestank ist fürchterlich. Es ist kalt und sie stehen in einem Morast aus Schlamm und verrottendem Müll, gerade geht die Sonne auf. Weit und breit ist kein Haus zu sehen. Cathy hat nicht die geringste Ahnung wo sie sich befinden.
Sie weiss dass sie noch ungeheures Glück gehabt haben. Draussen hatte die Polizei die Bewohner des Hauses gesammelt und bevor sie von wütenden Nachbarn und anderen Mitgliedern der linksextremen Szene angegriffen wurden, die sich um diese Uhrzeit auch erst einmal organisieren mussten, hatten sie sie in die Busse gepfercht und in diese Einöde verfrachtet. Wohlgemerkt, nur dieser Bus war zu dieser Deponie gefahren. Cathy und Angelika stehen mit noch zwei anderen Gestalten auf dieser Mülldeponie und sehen dem Bus nach bis er nicht mehr zu sehen ist. Cathy wollte sich gar nicht ausmalen was hätte passieren können. Sie hätte im Gefängnis enden können oder Angelika hätte in einem anderen Bus landen können und würde hier vielleicht nun allein stehen. Sie streicht ihr tröstend über den Kopf.
„Diese Mistbullen. Die haben nix gegen uns in der Hand... deswegen drangsalieren die uns!"
Ein langhaariger Kerl mit zerrissener Lederjacke spuckt aus und zeigt den ausgestreckten Mittelfinger in die Richtung, in der der Bus verschwunden war.
„Wo sind wir hier?" fragt Cathy knapp. Sie hatte keine Lust sich zu unterhalten. Sie kannte den Kerl auch nicht, er musste ein Besucher gewesen sein oder unten im anderen Stockwerk wohnen.
„Sieht aus wie Wannsee... die haben mich schon mal hierher gekarrt. Da haben sie aber ein besetztes Haus hochgenommen, diese Schweine."
Cathy nickt. Sie lässt Angelika los und nimmt sie an die Hand.
„Dann mal los, Kleines. Vielleicht sind wir gegen Mittag wieder zuhause."
Sie würde Angelika mit nach Wedding nehmen und so gegen ihre eigenen Regeln verstossen. Aber sie konnte das Mädchen nicht wieder zurück in die Oranienstrasse schicken. Und auch ihr selbst musste klar sein dass sie gerade eben einer lebenslangen Haft oder gar der Todesstrafe, zum Beispiel bei einer Auslieferung an die USA, ganz knapp entkommen war.
Kapitel 9 - Episode 17
von Alina am 04.01.2022 13:59Mehrfamilienhaus in der Antwerpener Straße, Wedding, Berlin (West), Deutschland
Mittwoch, 20. Mai 1987
Soundtrack für diese Episode: Billy Idol - Eyes Without A Face
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Wieder so ein letzter Tag, wie schon so oft. Wieder so ein letzter Tag, sogar in ihrer eigenen Wohnung wie damals in Paris. Dieses Mal hatte sie im Gegensatz zu früher einen Koffer gepackt. Alles andere würde hierbleiben.
Sie war einmal umgezogen hier in Wedding, von der Genter Straße in die Antwerpener Straße, kurz nach den Ereignissen im Jahre 1984. Die Begegnungen mit der Polizei hatten sich wiederholt, obwohl sie einen grossen Bogen um die Szene der Hausbesetzer machte. Die Polizei in Berlin schien ganz generell die Faxen dicke zu haben. Sie geriet urplötzlich in Kontrollen, gerade in Mitte und Kreuzberg. Sie hatte wieder aufgehört zu arbeiten und hielt sich meist in ihrer neuen Wohnung auf. Sie sie ging sicher dass niemand diese Wohnung kannte.
Angelika war längst nicht mehr in Berlin. Sie war zurück in die Eifel gegangen, mit zwei kraushaarigen Zwillingen. Cathy vermutete dass sie kein leichtes Leben hatte. Dass es Zwillinge waren schien eine besondere Laune der Natur gewesen zu sein – immerhin hatten es beide Libanesen mit ihr getrieben.
Ihre Beziehung zu Cathy hatte durch den Vorfall merklich gelitten. Nachdem feststand dass sie schwanger war konnte man sowieso nicht mehr von einer tiefen Freundschaft sprechen. Angelika nahm an dass ihr Leben verpfuscht war. Sie konnte hier in Berlin bleiben, ihre Kinder allein erziehen und dabei jeden Groschen umdrehen oder sie ging zurück in die Eifel, besser: sie kroch zu Kreuze damit ihre Familie sie wieder aufnahm nachdem sie fortgelaufen war, mit zwei ausländisch-aussehenden Kindern. Das war kein Hauptgewinn.
Cathy hatte schon stillschweigend eine Lösung gefunden. Sie wollte Angelika ihre alte Wohnung überlassen und ihren Unterhalt bestreiten – Geld hatte sie genug. Und sie fühlte sich ja mitschuldig. Angelika aber war von einem Tag auf den anderen verschwunden.
Dann war Cathy selbst umgezogen und hatte ihr komplettes Umfeld in Berlin hinter sich gelassen: die alte Wohnung, die Arbeit, die Freunde, die Wohngemeinschaft, einfach alles. Und danach war Berlin so langweilig wie ein Kuhkaff in Hessen oder in Wyoming. Berlin schien vorbei zu sein. Wie Paris damals vorbei war zu einem gewissen Zeitpunkt.
Aber da gab es noch den Ostteil der Stadt. Cathy wusste nicht was die Faszination dieses Ortes ausmachte. Die Leute versuchten reihenweise von dort zu flüchten. Es gab auch Fluchten nach Ost-Berlin aber natürlich in weitaus geringerem Maße.
Sie wusste dass die Polizei in den Ländern des Warschauer Paktes sicher anders mit Verbrechen umging. Es war schwer darüber Informationen zu erhalten. Ausserdem machte die DDR dauernd Schlagzeilen. Wirtschaftlich ging es drüben bergab. Das konnte natürlich westliche Propaganda sein aber sie erinnerte sich an Gesprächsfetzen in den besetzten Häusern. Auch dort wusste man dass es nicht gut stand um die Deutsche Demokratische Republik – die ganze Situation für die Sowjetunion und deren Satellitenstaaten sah nicht rosig aus. Aber Cathy kam es vor wie ein riesiges neues und unerschlossenes Gebiet. Interpol würde ihre Spur vollständig verlieren. Vielleicht konnte man in einem Kollektiv besser untertauchen.
Logischerweise ergab ihre Hoffnung kein Sinn. Kollektive liessen weniger Privatsphäre zu. Aber sie würde einen Weg finden. Sie hatte auch eine stille Hoffnung dass man ihre heimliche Bewunderung Russland gegenüber belohnen würde. In Ost-Berlin war man ja nicht gefangen wie in West-Berlin. Man konnte in jedes andere ostdeutsche Bundesland ziehen, man konnte sicher auch in andere Länder des Warschauer Paktes ziehen, Polen, Rumänien, Bulgarien, die Tschechoslowakei...
Sie hatte generell die Nase voll vom Westen. Seit über sechzig Jahren lebte sie nun unter ständiger Gefahr in dieser Hemisphäre. Sie hatte in den USA, in Grossbritannien, Frankreich und Deutschland gewohnt. Und sie war immer in Gefahr gewesen. Seit es Interpol gab war sie sogar in noch grösserer Gefahr Es war genug, es reichte ihr. Wenn Ost-Berlin ihre Endstation sein sollte dann war es eben so. Aber Interpol würde sie nicht kriegen, niemals!
Kapitel 9 - Episode 18
von Alina am 05.01.2022 17:18Mehrfamilienhaus in der Antwerpener Straße, Wedding, Berlin (West), Deutschland
Mittwoch, 20. Mai 1987
Soundtrack für diese Episode: Bon Jovi - Wanted Dead Or Alive
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Sie hatte nichts dem Zufall überlassen. Sie hatte über ein Jahr nach einem Kontakt gesucht der ihre Ausreise organisieren konnte. Sie stellte keine Fragen, sie hatte keine Ahnung wer dieser Mann wirklich war und was seine Beweggründe waren. Er liess sich Hans nennen und im besten Fall war er einfach jemand der seine Kontakte nutzte um Geld zu verdienen. Cathy bezahlte den Mann gut und stellte auch Devisen in Aussicht. Sie war bereit für ihre Aufnahme in Ost-Berlin zu zahlen. Bestenfalls fragte man sie nicht woher sie das Geld hatte.
Sie wusste dass einige RAF-Terroristen in die DDR geflüchtet waren. Es störte sie nicht wenn sie als Bankräuberin gelten würde; auch die Mitglieder der RAF hatten Banken überfallen. Sie hoffte dass man einfach wenig Fragen stellen würde und wenn, dann sollten sie Cathys vermeintliche Taten vielleicht mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Immerhin hatte sie dem Kapitalismus dort geschadet wo es ihm am meisten weh tat – beim Geld.
Sie würde die Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße nutzen. Der Halle für die Einreise nach West-Berlin hatte der Volksmund den melodramatischen Namen „Tränenpalast" verliehen. Cathy würde aber die Bahnhofsanlagen des Bahnhofs Friedrichstraße benutzen, dort wurden die Einreisenden nach Ost-Berlin abgefertigt.
Sie hatte die Summe von DM 100.000 in Diamanten als Devisen in Aussicht gestellt. Das Angebot war wohl so verlockend dass ihr Kontakt sehr schnell grünes Licht gab. Sie setzte alles auf eine Karte. Vielleicht würde man ihr alles abnehmen und sie wieder zurück in den Westen bringen, vielleicht sogar ausliefern um sich weitere Devisen zu sichern. Aber sie war bereit für dieses Risiko. Entweder sie würde ein besseres Leben führen oder ihr Weg war zu Ende. Sie hatte sich sogar Zyankali-Kapseln besorgt. Sie hatte keine Ahnung ob sie wirken würden, aber bevor man sie verhaftete wäre der Freitod vermutlich die bessere Option.
Der Milliardenkredit von Strauss 1983 hatte zwar dafür gesorgt dass die Grenzen jetzt nicht mehr so tödlich waren. Selbstschussanlagen waren abgebaut worden, Minen waren geräumt worden. Aber sie wollte nicht illegal einreisen, es war in diesem Falle einfach zu gefährlich. Sie musste all ihr Vermögen mit sich tragen und wenn sie geschnappt würde, gäbe es wohl wenig Vertrauen ihr gegenüber. Sie konnte auch eine West-Spionin sein. Dieses Risiko wollte sie lieber nicht eingehen.
Eine halbe Stunde später trifft sie Hans der ihr ein Schreiben aushändigt. Das Schreiben trägt mehr Unterschriften und Stempel als sie vorher je gesehen hat und schon die Westdeutschen mochten Stempel. Sie bezahlt den letzten Anteil von Hans und dann trennen sie sich. Sie verbucht es schon als Erfolg, dass Hans nicht versucht sie auszurauben. Immerhin muss er auch vermuten dass sie all ihren Besitz bei sich trägt, im Koffer. Und das konnte nicht wenig sein.
Eine weitere halbe Stunde später passiert sie den Grenzübergang. Es reicht vollkommen das Schreiben wortlos zu zeigen. Selbstverständlich nimmt sich jeder Beamte die Zeit das wohl äusserst rare Dokument zu prüfen und sie mit einem fast anerkennenden Blick zu mustern, aber sie darf passieren. Auch weitere Zollbeamte der DDR bestehen nicht auf eine Untersuchung nachdem sie das Schreiben vorzeigt. Aber sie wird von einem Herrn in Anzug in Empfang genommen als sie alle Sperren passiert hat. Der nickt ihr freundlich zu.
„Ruppert mein Name. Gestatten Sie, gnädige Frau?" Er bietet ihr seinen Arm an und obwohl ihr das etwas komisch vorkommt und sie sich auf einen Schlag fünfzig Jahre in die Vergangenheit versetzt fühlt hakt sie sich ein.
„Dann wollen wir mal. Eine kurze Stippvisite im Ministerium und dann zeige ich Ihnen Ihre Wohneinheit."
Cathy nickt obwohl der Mann offen lässt welches Ministerium er meint. Sie geht stark vom Ministerium für Staatssicherheit aus. Das musste kein schlechtes Zeichen sein.
Sie lassen überraschenderweise den Bahnhof links liegen und steigen einige Treppen. Dann betreten sie einen Parkplatz. Der Mann öffnet den Kofferraum einer dunkelblauen und sehr kantigen Limousine und Cathy legt schweren Herzens ihren Koffer dort hinein.
Dann öffnet er ihr die hintere Türe des Volvos und sie steigt ein. Mit einem satten Geräusch schliesst sich die Türe. Der Mann steigt vorn ein, er fährt selbst. Cathy atmet tief durch. Das war geschafft.
Die nächsten Minuten vergehen damit dass sie durch eine graue, neue Welt fahren. Cathy gefällt es. „Nachts waren alle Katzen grau"; dieses Sprichwort fällt ihr nun ein und sie muss schmunzeln. Es war so alt dass sie es sogar aus Baltimore kannte. Ihr Vater hatte das manchmal gesagt. Schorsch, ihr Vater...
Sie blinzelt, sie hat plötzlich dicke Tränen in den Augen. Ihre Familie, Baltimore, die USA... nirgendwo war dies weiter weg als hier, hinter dem Eisernen Vorhang. Niemals würde sie ihre Heimat wiedersehen.
„Time To Say Goodbye" – „Добро пожаловать домой"
ASU
Re: Das Zimmermädchen [FSK18]
von Alina am 06.01.2022 23:44„Oßwald, mein Name. Guten Tag. Schön, dass Sie hergefunden haben. Dann wollen wir gleich zur Sache kommen.“
Cathy sieht ihn leicht verwundert an und nickt dann leicht schulterzuckend. Der Mann holt eine Akte hervor und legt dann ein Fahndungsplakat auf seinen Schreibtisch, mit Cathys Phantombild. Diese hebt die Augenbrauen und schaut sofort zur Tür.
Oßwald sagt: „Vor der Tür stehen zwei Soldaten mit Maschinenpistolen. Bitte machen Sie uns keine Unannehmlichkeiten.“
Cathy atmet tief ein und schaut Herrn Oßwald mit eng zusammengekniffenen Augen an. Dann atmet sie wieder aus, sinkt etwas auf ihrem Stuhl zusammen und Oßwald nickt leicht.
„Sie haben die Gelegenheit uns zu sagen was wir wissen sollten. Es wird nur dieses eine Gespräch geben. Daher überlegen Sie sich gut, was Sie uns hier auftischen.“
Cathy überlegt fieberhaft und nickt dann. Sie nimmt langsam das Fahndungsplakat an sich. Oßwald konnte es sich vielleicht nicht vorstellen aber sie kannte es nicht. Das Photo war ganz gut getroffen, Mord in über hundert Fällen. Sie kratzt sich an der Wange und legt es wieder auf den Schreibtisch. Nun weiss sie Bescheid.