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random.xme

21, Weiblich

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 04.12.2024 09:16

Türchen 4: Geist der Weihnacht.
Der Schalter klackte, als ich ihn umlegte, und unser Wohnzimmerfenster wurde von einer wunderschönen Winterlandschaft aus Holz erhellt. Mein Herz machte einen kleinen Satz und ich strahlte den Schwippbogen an, als wäre er mein Weihnachtsheiligtum. Okay...er war mein Weihnachtsheiligtum und ich konnte mich gar nicht sattsehen an seiner Schönheit. Jade hat ihn mir vor 3 Jahren zu Weihnachten geschenkt und jedes Jahr war er das Erste, was in dieser Wohnung aufgestellt wurde.
„Und es weihnachtet" kommentierte eine Stimme hinter mir die Dekoration und ich wunderte mich, warum Jade bereits jetzt von der Arbeit nach Hause kam. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und ich gab ihr einen Kuss auf die Wange „Endlich!" sagte ich mit Überzeugung – normalerweise entschied sie was in dieser Wohnung wie zu Weihnachten dekoriert wurde – bis auf den Schwippbogen, an ihm würde kein Weg vorbeiführen „Ich habe extra meinen letzten Patienten verschoben, damit ich dir noch helfen kann!" ließ sie mich wissen und stellte ihre Tasche in den Flur. „Lass uns anfangen!"
...
Es brannten Kerzen in der Wohnung, es roch nach den Räucherkerzen, die wir angezündet hatten und der Kakao besaß eine Duftnote Zimt. Jade hatte sich an meine Seite gekuschelt und beteuerte, dass sie definitiv noch wach war, aber nur ihre Augen ausruhen würde. Ich schmunzelte und richtete den Blick zurück zur Leinwand über die eine Folge Simsala Grimm flackerte. An nur einem Nachmittag hatten wir die Wohnung komplett fertig dekoriert. Jade hatte sich wie eine Generalin in den Flur gestellt und mich dazu angewiesen die Kartons zu sortieren und nacheinander den Schmuck herauszukramen. Wir hatten einen Adventskalender an die Küchentür gehängt, das Balkongeländer mit Lichtern und bunten Kugeln geschmückt, wir haben Weihnachtswichtel, Rentiere und Kerzen aufgestellt. Sogar das Bett war mit der Winterbettwäsche bezogen und der Schwippbogen strahlte in all seiner Herrlichkeit auf die Straße nach draußen. Ein erfolgreicher Tag. Jade seufzte leicht als sie ganz eingeschlafen war. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, ohne sie wäre das alles nie so organisiert möglich gewesen. Ohne sie würde ich nur diesen einen Schwippbogen aufstellen, ohne sie wäre diese Wohnung viel trostloser zur Weihnachtzeit. Sie war mein Geist der Weihnacht.

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random.xme

21, Weiblich

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 04.12.2024 08:57

Türchen 3: Glühweinprobe
„Nein Nein Nein!" Jules griff sich wütend in die Haare und sein Gesicht begann schon seit einer halben Stunde zu glühen, wir waren uns nicht ganz sicher, ob das vom Glühwein kam, oder von seiner Wut, dass wir diese eine Bandprobe nicht so ernst nahmen wie er. Weihnachten stand vor der Tür und als Oskar mit mehreren Flaschen Glühwein im Rucksack, einer tragbaren Herdplatte und einem riesigem Topf unterm Arm zur Probe erschien, wussten wir – dass wir heute wohl etwas weniger produktiv sein würden.
Während Jules sich durch die Anweisungen stotterte, drehte Manni – der Schlagzeuger der Band sich eine Zigarette und klemmte sie sich entspannt hinter das rechte Ohr, nachdem er einen großen Schluck aus seiner nicht mehr ganz dampfenden Tasse nahm. „Jules..." begann ich dann „Wir haben dieses Jahr kein Konzert mehr, die Lieder sind so gut wie fertig. Ich kann verstehen, dass es dich ärgert, weniger zu schaffen als gedacht, aber es ist Weihnachten" ich drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hand „Vielleicht sollten wir diese Probe eher als teambildende Maßnahme und weniger als hartes Training verstehen" schlug ich vor. Oskar, der Student mit den goldenen Locken hatte sich bereits mit glühenden Wangen auf das Sofa gekuschelt und döste sogar vor sich her. „Aber..." holte Jules Luft, um etwas zu erwidern, schien aber die Aussichtlosigkeit der Lage einzusehen. Er atmete wieder aus und setzte sich an das Fußende des Sofas und ich ließ mich zurück in den Schneidersitz am Boden sinken. Anders als Jules und Oskar, waren Manni und ich relativ trinkfest. Wer Alkoholiker als Menschen definiert, die regelmäßig was trinken gehen und auch einen wöchentlichen Besuch in einer Bar als Sucht bezeichnet, der würde bei uns beiden sofort eine Klinikeinweisung fertig machen wollen. Nach jeder Probe setzte ich mich mit dem fast schon schweigsamen Manni in den Irish-Pub um die Ecke und trank das eine oder andere Bier. Die Proben waren sehr häufig sehr stressig und ich freute mich über den ruhigen Abend mit meinem besten Freund.
Manni nickte mir kurz mit dem Kinn zu, ein universelles Zeichen für „Ich gehe eine Rauchen, kommst du mit raus frische Luft schnappen?" ich legte die Gitarre zur Seite auf der ich ein paar Akkorde gezupft hatte und ging mit ihm vor die Tür.
Eigentlich rauchte ich nicht – nur manchmal, auf Partys oder an besonders stressigen Tagen die ein entspanntes Ritual am Abend erforderten. Meistens stellte ich mich dafür auf den kleinen Balkon den wir hatten und blies den Rauch in eine tiefschwarze Nacht. Heute kräuslete er sich unter dem Licht der Straßenlaterne zu kleinen Wolken. Es knisterte zwischen meinen Fingern, als ich an dem Filter zog und der Rauch meinen Hals nach unten kratzte. Ich hustete leicht. Manni grinste. Ich schüttelte leicht den Kopf. Er zog die Schultern hoch. Gutes Gespräch.

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random.xme

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 02.12.2024 17:14

02. Dezember – Verstrickte Aufstände
Ich hatte es mir mit einer viel zu kleinen Tasse Glühwein am Süßigkeitenstand gemütlich gemacht und wartete darauf einen diabetischen Schock zu bekommen. Ich hatte kein Diabetes, aber meine Mutter hatte ihn und bei der Menge an gebrannten Mandeln, gezuckerten Äpfeln, Mutzen und Crêpes die ich in der letzten halben Stunde in mich hineingefuttert hatte, würde es mich nicht wundern, wenn mir mein Hausarzt in den nächsten Wochen eine sichere Diagnose stellen würde. Auf den zukünftigen Schreck fischte ich ein Plätzchen aus der Brotdose, die ich von zuhause mitgenommen hatte und hielt Ausschau nach meinem Freund. Auf Weihnachtsmärkten dauerte es kaum ein paar Sekunden und schon hatte man ihn aus den Augen verloren. Während ich an den Fresständen mein Dasein pflegte, konnte er sich nicht von den schönen Handarbeiten losreißen. Jedes Jahr zeigte er auf die teuren Schwippbögen und wollte mich überreden immer wieder einen neuen zu kaufen, obwohl wir schon einen 350 Euro Kracher mitten im Wohnzimmer stehen hatten. Eine Winterlandschaft mit Rehen, Hasen und einem festlich erleuchteten Dorf. Es war mein Weihnachtsgeschenk an ihn gewesen und noch heute konnte ich seine Augen vor Freude strahlen sehen. Jedes Jahr stellte er ihn gleich als Erstes auf, klemmt die Stromversorgung an und würde für Stunden vor dem Teil hocken, als wäre es das Feuer in der Steinzeit. Ich schlürfte an meinem Glas und reckte den Hals.
Schließlich gab ich doch den umkämpften Platz am Stehtisch auf, um nach Piet zu suchen, am Ende kaufte er wirklich noch etwas, was wir nicht gebrauchen konnten.

 

„Ja echte Merinowolle und Handgefertigt" Piet hielt die kuschlige Mütze in den Händen und begutachtete sie, als wäre sie ein seltener Käfer. Selbstgemacht und Merinowolle. Fast hätte er gelacht. Das Teil vor sich hatte mehr Polyester in sich als die Warnwesten in seinem Auto, ihn würde es nicht wundern, wenn sie auch noch nachts anfingen zu leuchten „Aber Wolle ist schwerer und fühlt sich gröber an. Das hier kann nicht zu 100% Wolle sein" ich nahm die Mütze nochmal genauer unter die Lupe und betrachtete die Maschen, die alle zu perfekt und gleich aussahen, als dass sie wirklich von Hand gewebt worden wären. Was nicht schlimm ist, aber wenn man seine 30 Euro für eine Mütze zahlen soll, dann sollte man wenigstens wissen, dass man sie bei Ali-Express auch für 4 Euro kriegen würde. Nicht auszudenken, wenn selbst die Handwerker und Handarbeiter auf den Märkten ihre Kunst nicht mehr selbst herstellten. Man konnte ja auch schlecht eine Kiefer zur Buche machen!
„Und hier. Der Farbverlauf ist nur möglich, wenn das Muster nachträglich geprägt wurde. Sehen sie" ich band einen weiteren Passanten ein, der den Mut besaß, einfach neben mir stehen zu bleiben „Sehen sie den Verlauf, ein Aufschneider haben wir hier!" rief ich laut genug, dass die anderen um uns herum alles genau hören konnten „Schreien Sie doch nicht so rum, das verdirbt mir noch das Geschäft!" rief der Standbesitzer zurück und ich hätte ihm fast die Zunge rausgestreckt, bis ich mich erinnerte, dass ich ein Erwachsener war.

„Aufschneider!" rief jemand weiter vor mir und ich ahnte Schlimmes. Wenn Piet eins mehr liebte als diese kleinen Kunsthandwerkstände, dann waren es die Handarbeitsstände. Wenn einer minderwertige Ware verkaufte, dann sah er rot und neigte dazu einen Aufstand anzuzetteln, dass französische Revolutionäre noch was lernen konnten. Ich ging etwas schneller und erreichte schließlich den Stand, bevor sich eine Traube um alle bilden konnte.
„Jade...gut dass du da bist. Du hast hoffentlich nichts von diesem Stand gekauft?" fragte er schon in Rage geredet und ich schüttelte nur den Kopf. Als würde ich mein Geld für etwas anderes als Essen ausgeben. „Piet...bitte...lass die Menschen ein Besinnliches Weihnachten feiern" bat ich ihn dann und strich ihm über den Oberarm „Ja. Wenn diese Hochstapler es auch tun!" entgegneter er mir.

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random.xme

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 01.12.2024 14:29

Piet Toreksen – 26 – Erzieher
Aussehen: 1,82; markantes Kinn und weiß-blond gefärbte Haare, die mittlerweile gleichmäßig kurz trägt. Ab und an trägt er schlichten Schmuck aus Holz, entweder als Armband oder als Kette um den Hals.
Hobbys: Er spielt in einer Band „The Wonderers" Bass & widmet sich gern Handarbeiten
Charakter: Hinter seinem „resting Bitch Face" steckt einer der liebsten Menschen, die man kennenlernen kann. Er ist oft der Vermittler in der Band, wenn es wieder zu kleinen Streitigkeiten kommt und achtet sehr auf das Wohlergehen seiner Mitmenschen.

Sonstiges: macht viele seiner Sachen selbst
Hintergrund zum Kalender: Piet ist einer meiner Nebencharaktere in einem Play, wobei ich ihn so spannend finde, dass ich ihm gern mehr Tiefe geben würde. Als Bandmitglied und NC wirkt er still und manchmal distanziert, was ich nun versuche durch mehr private Einblicke aufzuweichen.

 

1. Dezember: Ein Tag am See


„Wir sind gleich da" versprach ich Jade als ich sie vorsichtig über einen abgetretenen Waldpfad schob. Sie hatte die Augen mit einem Schal verbunden und die Arme vor sich ausgestreckt, falls ich sie gegen einen Baum manövrieren sollte. Ich stellte den Rucksack auf die Holzbank, in die wir vor Jahren einmal die Initialen P und J geschnitzt hatten. Sie bemerkte, dass wir stehen geblieben waren und wollte sich den Schal von den Augen nehmen, aber meine Hände bekamen ihre kühlen Finger zu fassen. Vorsichtig drückte ich ihr einen Kuss auf die kalten Glieder, um sie mit den Lippen zu wärmen, erst dann tat ich ihr den Gefallen und nahm ihr den Schal ab. Ihre dunklen Augen blinzelten, als sie sich an das helle Weiß gewöhnen mussten, aber schließlich begannen sie zu strahlen. Ich hielt ihr ein paar Schlittschuhe hin und konnte ein freches Grinsen nicht unterdrücken. Jade hatte jedes Jahr bedauert, dass sie nur auf dem künstlichen Eis der Hallen laufen, gehen konnte und dass die Winter nicht mehr kalt genug für einen zugefrorenen See waren.
Die letzten Wochen war es bereits sehr frostig draußen gewesen. Es schneite. Es fror. An einem Abend fuhr ich mit dem Auto bis zum Waldrand und lief durch den tiefen Schnee zum See, nur um zu schauen, ob die Eisschicht schon zwei Erwachsene tragen würde. Ich machte gleich mehrere Löcher in das dicke Eis und freute mich, bevor es wieder tauen konnte, meine Freundin ins Auto zu packen und zum See zu führen.
Ihre Arme schlossen sich kräftig, um meinen Hals. Sie wusste, wie sehr ich das Schlittschuhlaufen verabscheute, aber sie wusste auch, dass ich jedes Jahr mit ihr gemeinsam zur Eishalle fuhr und mich der öffentlichen Demütigung hingab. Während Vorschüler fleißig um die Wette über das Eis stolperten, schaffte ich es mittlerweile mich nur noch verkrampft an den Handschuhen meiner Freundin festzuhalten und nicht mehr an der Bande, an der ich es trotzdem irgendwie schaffte umzufallen und mit eine Nase zu brechen.
Auf ein Neues - dachte ich mir dann, als ich meine Schlittschuhe zuband und meiner Freundin aufs Eis folgte. Sie fuhr schon seit Jahren jeden Winter und schaffte es, dass es fast elegant aussah. Sie setzte ein Bein vor das andere, und hielt mit auffordernd die Hand hin, während ich mich von ihr auf das Eis ziehen ließ. Die leichte Schneedecke ließ es fast so aussehen, als würde sie über eine Wiese gleiten, während ich nur nach wenigen Sekunden auf dem Eis einen unfreiwilligen Schneeengel auf den Boden zauberte.
„Piet!" rief sie ganz freudig und kam zu mir geschlittert „Nicht jetzt schon Pause machen...wir haben gerade erst angefangen" Wenn es nicht so armselig ausgesehen hätte, dann hätte ich vielleicht auch über diese Unfähigkeit lachen können.
„Nicht so schnell, ich brauche noch deine Hand zum Laufen!" wollte ich Jade hinterherrufen, als sie gerade ein kleines Stückchen vor mir einen Kreis auf dem Eis drehen wollte, aber ich kam nur bis zum Wort Hand. Eigentlich kam ich nur bis zu einem „ich brauche noch deine Haaa" denn an dieser Stelle, blieb mein linker Fuß an einem Schilfrest kleben und ich sah die Eisfläche in einem beängstigenden Tempo wieder auf mich zu rasen. Ich hörte es unangenehm Knacken.

 

Piet hasste das Eislaufen. Dem war ich mir bewusst. Egal wie lange er auf dem Eis stand, er wurde einfach nicht besser, egal wie sehr er es auch probierte. Trotzdem rechnete ich ihm hoch an, dass er trotzdem jedes Mal, wenn ich ihn darum bat mit auf das Eis kam. Allein, dass er sich so eine schöne Überraschung ausdachte, war Grund genug ihn einfach nur lieb zu haben. Jetzt saßen wir nebeneinander im Auto, wärmten unsere Hände an einer Tasse Tee und ich begutachtete, die völlig durchnässte Kleidung meines Freundes „Wir sollten vielleicht bald nach Hause fahren, sonst erfrierst du mir noch. Deine Hose...du siehst aus..." stellte ich fest und konnte aber ein Schmunzeln nicht unterdrücken „Ja und sie ist auch noch kaputt!" sagte er spielerisch entrüstet und zeigte auf seinen Schritt, wo ein langer Riss sein Bein herunterführte. Jetzt konnte ich gar nicht anders als laut aufzulachen. Der Riss war mir bis jetzt gar nicht aufgefallen „Oh Gott...Wann ist das denn passiert?" fragte ich immer noch mit Tränen in den Augen, halb lachend, halb um Ernsthaftigkeit räuspernd.
„Als du mich kurz losgelassen hast und ich der Länge nach über das Schilf gestolpert bin" erklärte er kurz und startete schließlich den Motor „Oh Gott..." jetzt war ich wirklich etwas geschockt „Aber das war ja vor einer Stunde!"

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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter

von random.xme am 13.10.2024 18:31

Panzerband und billiges Crack
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KW 40: Panzerband – Inhalt: explizite Sprache, Erotik
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Mein Blick streift teilnahmelos die grauen Häuser an diesem Wintermorgen. Es war zu früh, um überhaupt an das Wachsein zu denken und ich unterdrücke ein Gähnen. Morgens in der Tram hatten sich eben alle Beteiligten an eine gewisse Etikette zu halten: Niemand steckt den anderen mit seiner eigenen Müdigkeit an. Auf meinen Schoß stand eine kleine Spieleauswahl und ich ging in Gedanken durch wie ich einem 3-jährigen Kind wohl die Regeln von Lotti-Karotti am besten beibringen konnte. Ein Stöhnen direkt in meinem Ohr holte mich aus der Trance.
„Ich könnt Blumen kaufen, einen Strauß doch wofür? Ich brauch nur Panzerband & billiges Crack. Panzerband & billiges Crack" dröhnt der Beat in meine Ohren. Der Protagonist singt davon, dass sein Glied ersteift und seine „Alte" eine Kiefersperre bekommt und ich streiche mir fast schon unwillkürlich selbst über den Muskel zwischen Ober- und Unterkiefer.
Das waren sie also. Die verantwortungsvollen Erwachsenen in deren Obhut die Eltern ihre Kinder ließen. Ich musste leise Schmunzeln, weil die Eltern bestimmt auch mal eine wilde Jugend hatten.

 

Gleich werde ich einem Kind erklären, dass Sandkuchen zum Mittag leider nicht ausreicht, ich werde vom Dackel Waldemar und Regenbogenstraßen singen und aus Büchern mit kleinen grünen, aber vor allem pädagogisch wertvollen Monstern vorlesen. Ich werde Klatschspiele spielen und über die schlecht verständlichen Witze von Kindergartenkindern lachen. Mit etwas Glück werde ich heute nicht von Bazillenschleudern angerotzt und darf ohne Hand-Mund-Fuß, Läusen, Magen-Darm oder Grippe nach Hause fahren.
Da werden mir doch diese paar Assi-Minuten in der Tram, um sechs Uhr morgens, auf dem Weg zur Arbeit vergönnt sein, oder?

Grille

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.10.2024 18:32.

random.xme

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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter

von random.xme am 13.10.2024 18:13

Wort der Woche KW 42: Rahmen

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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter

von random.xme am 13.10.2024 18:12

Wort der Woche KW 41: sensibel

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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter

von random.xme am 01.10.2024 20:24

Wort der Woche KW 40: Panzerband

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.10.2024 18:12.

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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter

von random.xme am 26.09.2024 10:54

Last man standing

KW 39: GeistInhalt: Zweiter Weltkrieg, Tod, Trauer
Hier stehen wir nun beide. Wir stehen an deinem Grab und haben einen Ausblick auf unsere Vergangenheit. Unsere Wiese – meine Apfelbäume und deine massive Eiche. Früher habe ich dich nie verstanden, warum du diesen Baum den ertragreichen Apfelbäumen vorziehen könntest, aber heute wusste ich es. Du warst immer beständiger als ich. Du weißt, dass Eichen Jahrhunderte überdauern können, und hast dich in ihren Kronen immer am wohlsten gefühlt. Meine Hände zittern wieder. Sie haben das erste Mal gezittert, als ich deiner Familie schreiben musste, und haben lange Zeit nie damit aufgehört. Heute waren meine Hände wieder fähig zu arbeiten. Ich habe dir ein Kreuz geschnitzt – Ich habe es in die Krone gestellt, weil du mich wohl dafür hassen würdest, wenn ich dein Grab am Boden fesseln würde.
Ich blicke zu den Ästen hinauf, die hellgrünen Blätter schaukelten im Wind und ich denke nur an dich. Deine Familie – die langsam zu meiner eigenen wird – ist schon gegangen. Sie standen lange mit mir hier, aber ich konnte mich nicht dazu überreden mit ihnen zu gehen. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, um zu gehen. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, dich hinter mir zu lassen. Dich...uns.

 

Ich denke an den Sommer 1934 – Es war warm und wir waren zum See geradelt. Ich hatte gerade meine Lehre begonnen und du besuchtest die Oberschule. Wir drückten uns an diesem sonnigen Tag vor allem Verpflichtungen und ich erinnere mich, dass deine Augen so blau wie das Wasser gestrahlt haben. Wie oft wir an diesem Tag im Wasser waren, weiß ich gar nicht mehr genau, aber ich weiß – dass du meinen Kopf für kurze Zeit unter Wasser gedrückt hattest und ich es dir damit heimzahlen wollte, indem ich dich in den Schwitzkasten genommen habe.
Deine Lippen landeten auf meinen und ich wusste nicht, ob es ein Versehen war, aber ich konnte mich nicht von dir lösen. Meine Hände hielten deine Wangen und du zogst mich dichter in eine von deinen warmen Umarmungen. Wir wussten um die Folgen, wir wussten, dass unsere Freundschaft für immer beendet sein würde, dass wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen durften. Wir wussten beide, dass dem hier ein Gespräch folgen würde, in dem wir uns beide versuchten zu erklären, dass jeweils der andere angefangen hatte und wir würden wohl beide versuchen zu vergessen, dass wir mitgemacht hatten.
Aber nichts dergleichen geschah. Deine Augen fanden, die meinen und es lag so viel Liebe in ihnen, dass ich darin ertrinken wollte.
Wir sprachen nicht darüber, wir blieben Freunde – genauso wie die Gefühle blieben.

Ich sacke auf die Knie und kämpfe gegen die Tränen. Die Gefühle waren immer noch da. Sie taten genauso weh und jetzt war niemand mehr da, mit dem ich darüber sprechen konnte. Wir beide hatten ein Geheimnis, das du mit in dein Grab genommen hast, während ich in der Welt der Lebenden an dem Geist unserer Liebe zerbrach.

Es war ein ebenso warme Sommertag – nur der Nachmittag am See rutschte in ferne Erinnerungen. Wir waren im Krieg gegen die Nazis und hockten in einem der vielen – Europa durchfressenen Schützengräben und bangten um unser Leben. Wir hatten es lange zusammen ausgehalten. 20 Jahre hatte unsere Freundschaft - 10 Jahre unsere Liebe, alt werden dürfen, als ein Bombeneinschlag tiefe Wunden in deinen Körper riss. Ich habe dich vor meinen Augen sterben sehen und für einen Moment hörte die Welt auf sich zu drehen. Eine Welle von voreiligem Glück durchflutete mein Körper, als du Lebenszeichen von dir gabst und ich wich keine der folgenden Stunden im Lazarett von deiner Seite. Du hast zusammenhangloses Zeug gebrabbelt, aber deine Witze brachten mich auch in diesem düsteren Augenblick zum Lachen. Ich hoffte, dass du dich erholen würdest und wir beide wieder nach Hause gehen würden, aber ich wusste, dass das unsere letzten gemeinsamen Stunden waren.
Du hauchtest dein Leben in meinen Armen aus und ich hielt dich fest, bis die letzte Wärme aus deinem Körper gewichen war. Sie wollten mich von dir wegbringen, aber ich bin nicht gegangen. Ich hielt dich so lange im Arm, bis dein Körper ganz steif wurde und auch das letzte Leben aus deinen Adern gewichen war.

Heute halte ich immer noch an dir fest Andrew. Ich stehe hier und kann nicht gehen. Ich weiß, dass wir hier enden müssen, aber ich hänge zu sehr an dem, was wir füreinander waren. Du hast mich zum Lachen gebracht. Du hast mich zum Tanzen gebracht. Du hast mich um Träumen, Hoffen, Lieben, Seufzen gebracht und jetzt? Jetzt bringst du mich zum Weinen. Ein gestandener Mann sitzt am Fuß einer Eiche und weint um eine Liebe, der keine Zukunft vergönnt war.

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Re: Der erste Gedanke zum User über dir

von random.xme am 23.09.2024 23:03

Was da wohl für Musik geträumt wird?

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