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Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 04.01.2022 21:25

Seine Hand war rauer als die meine, seine Fingerkuppen waren geformt von Leben, Spuren, Narben vergangener Zeiten. Erzählten Geschichten, die eines Tages zu Legenden werden könnten. Ich wollte sie hören, wollte ihnen lauschen, ein tiefes, inneres, plötzliches Verlangen, Teil dieser Welt zu werden. Ein zarter Klecks Farbe inmitten eines Kunstwerks. Denn meine Haut war fein, glatt, hatte nie harte Arbeit verrichten müssen, niemals die Beschwerden, das Leiden der Arbeitenden ertragen müssen. Sie trugen keine Spuren glorreicher Abenteuer, hatten nie die Energie der Freiheit zu spüren bekommen.
Werde ich es je erfahren? Rot, ein Rot wie das von Blut. Leben. Leben und Tod und die Energie. Zu fliegen.
Seine Augen sahen zu mir auf, eine Hoffnung sprach aus ihnen, eine stille Bitte, Furcht. Nein. Seine Augen glitten auf meine Höhe, sein Blick war nicht länger erhoben. Keine Furcht.
Ein Zauber. Nichts als das.
Mein Gesicht hinter einer Fassade, die Maske längst wieder gerichtet. Doch nicht für ihn, nicht für den Rückkehrer, der niemals vollkommen in diese Welt passen würde.
"So scheint es", antwortete ich seinen Worten, leise, ganz auf meine Art, die Unterschiede zwischen uns deutlicher denn je.
Ich kannte ihn nicht. Ein Fremder mit einer Geschichte. Das war er und besaß die Macht, jene Faszination zu erwecken, von der ich dachte, sie vor langer Zeit verloren zu haben. Denn die Unsterblichkeit ließ Herz und Verstand verblassen. Manchmal glaubte ich, den Sinn zu vergessen, falls es denn je einen gegeben hatte, und dass es dort ein Ende gab, wo das Licht niemals schien.
Die Nacht... Dunkel und gefährlich.
Wind kam auf und griff in mein Haar, erfasste die leichte Kleidung, edel, teuer, erschaffen in Gold, und doch nichts wert. Finster war der Grund tief unter uns, tödlich, vernichtend.
Ich frage mich, ob ein Sturz aus dieser Höhe einem Vampyr das Leben nimmt. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn...
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Zügen, ein schelmisches Glitzern in meinen Augen, während ich seinen Blick erwiderte. Ich konnte sie sehen, die Hoffnung, konnte sie lesen, die stumme Bitte. 
Vertrauen. Nichts als das.
Doch das Funkeln verschwand so schnell, wie es gekommen war und seine Hand löste sich aus der meinen. Die Verbindung war fort, der kurze Moment der Zweisamkeit vorbei, die Emotion erloschen. Erneut. Ich wandte mich ab, akzeptierte seine Wahl, gab ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, sich gegen mich zu entscheiden.
Ein Sturm, der am Horizont sich festigt. Ein Sturm um uns herum, ein Sturm in meinem Innern. Was ist es?
Ich hob den Kopf, starrte mit weiten, offenen Augen zu den Wolken hinauf. Wollte ich seinem Blick entweichen? Einem letzten Zurückschauen widerstehen? Ich wusste es nicht. Es war nicht von Bedeutung.

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Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 22:24

Der Name hatte etwas in ihm ausgelöst, ein Aufpeitschen der Gefühle, ein Funken Wildheit, der in seinen Augen aufzublitzen schien. Es war die verlorene Freiheit, die Erinnerung daran, die sich regte.
Es wäre interessant zu erfahren, ob jemand wie er... dieses freie Leben tatsächlich noch vermissen kann. Kein Sehnen, kein stummes Verlangen. Denn anders als ich... hat er es gelebt und er hat es geschafft. Ein Dolchstoß in das Herz der Unabhängigkeit.
Ein kaum merkliches Lächeln zierte meine Lippen, als ich mich fing, meine Hand sich einem Reflex gleich um das Geländer schloss, um den Stoß zu dämpfen.
Ein Abenteuer.
Das Lächeln wurde breiter, ein Grinsen beinahe, die unbeherrschte Energie hatte Besitz von mir ergriffen. Spitz zeichneten sich die Eckzähne gegen das Mondlicht ab und ich ließ den Kopf zur Seite kippen, um den jungen Mann aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Eine neue Perspektive, eine, aus der das Licht auf seinen hellen Haaren noch stärker zu leuchten schien.
"Es ist perfekt", antwortete ich leise, dieselbe ruhige Stimme wie zuvor, dieselben kühlen Augen, der nichtssagende Ausdruck. Doch aus meinen Worten sprach eine Faszination, obwohl das Lächeln jetzt verblichen war.
Nicht länger ein Spiel, viel mehr denke ich, diesem Abend einen Sinn verleihen zu können, doch noch zu meinen Gunsten zu finden. Es ist doch spannend, ja, fast aufregend.
Mein Blick folgte dem seinen, glitt von seinem Gesicht zu dem steinernen Geländer, auf den Drink, diese geschmacklose Flüssigkeit, die nichts weiter gab als ein ästhetisches Bild.
Es tut mir leid, hoher Vater. Nein. Eigentlich nicht.
Meine Hand näherte sich dem Glas, doch statt danach zu greifen, drückte ich die Knöchel meiner Faust gegen das kalte Material. Es war ein kurzes Innehalten, ein herausfordernder Augenaufschlag in Richtung meiner Gesellschaft. Und in dem Bruchteil einer Sekunde ließ ich die Finger vorschnellen, das Getränk kippte vornüber und verschwand in den Schatten des Gartens, der ein Geschoss darunter lag.
"Wie ungeschickt."
Ich hob das Kinn. Das leise Klirren des Glases hallte in meinen Ohren nach. Ein Luftzug bewegte die Zweige der Bäume, das helle Haar, das so interessant glänzte im fahlen Licht. Ich entschied mich in dieser Sekunde, mit einem letzten Blick auf die Menschen im hell erleuchteten Saal. In der Dunkelheit geschützt vor stierenden Augen, vor wachsamen Augen, Augen aus der Menge. Im Schatten der Nacht, die unsere beiden Gestalten schluckte, würde es keiner erahnen.
"Welch Chaos. All die Scherben..." Mein Blick zuckte zu ihm, traf seine Augen, die rote Iris voller Leben. "Was haltet Ihr davon, es doch noch zu wagen? Eine Flucht?"
Wieder blitzten die Zähne auf, als ich mich auf das Geländer schwang, die Füße in den schwarzen Stiefeln waghalsig balancierend auf dem schmalen Grad von Gestein. Meine Hand streckte sich aus, die Fläche nach oben gedreht, auffordernd in seine Richtung.
"Zeigt es mir..."

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Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 15:01

Der Geruch von Rauch stieg in meine Nase, ein sanftes Brennen in meiner Kehle, als sich die giftige Luft einen Weg in meinen Körper bahnte. Aus den Augenwinkeln sah ich die Gestalt innehalten, sich auf eine Stelle am Geländer postieren. Nah genug, dass ich seine Anwesenheit spüren konnte, doch nicht störend.
Gift in der Luft. Wer ist es, der mir die Ruhe nimmt, der mir den Atem nimmt, ohne Reue diese falsche Idylle raubt?
Ich folgte den feinen Schwaden mit den Augen, beleuchtet von dem sachten Licht, das durch die hohen Fenster nach draußen drang. Rührte mich nicht, obwohl mir sein Blick nicht entgangen war, die aufrechte, mir zugewandte Position, die ausholenden Gesten. Möglicherweise hätte ich meine Identität noch geheim halten sollen, hätte mich ihm nicht offenbaren sollen, um den Schein eines durchschnittlichen Gastes zu bewahren und meine Ruhe vielleicht bald wiederzufinden.
Zu spät. Es ist zu spät.
Mein Schweigen zog sich in die Länge, doch nach all den Jahrhunderten, die ich meinen Charakter schon ausgeübt hatte, war es mir längst nicht mehr unangenehm, längst nicht mehr fremd, meinem Gegenüber keine Antwort schulden zu müssen. Die Stille währte immer intensiver nach einem abgebrochenen Gespräch. Und ich genoss die plötzlich gesteigerte Lautstärke meiner Umgebung, das Rascheln der Blätter, die Stimmen, der Wind.
Doch ließ sich der Fremde nicht abwimmeln, wie ich es mir in Gedanken erhofft hatte. Der Schalk in seinen Worten sprach von einer Geschichte, verborgenen Hintergründen, die mich an seinem Stand, an seinem Titel zweifeln ließen, an seiner Berechtigung, auf dieser Feier auftauchen zu dürfen. Jetzt zuckte meine Blick doch zu ihm rüber, erst nur aus den Augenwinkeln eine knappe Beobachtung, dann wandte ich mich ihm entgegen, die Hand, die das Glas hielt, leicht erhoben.
Er war stattlich gekleidet, edel, mit blondem Haar und dem typisch rötlichen Schimmer in den Augen. Auch ohne, dass mir sein Name längst bekannt war, hätte ich ihn als Bentley enttarnen können.
Nein, nein. Kein Ausweg in Sicht. Das Gift hat sich längst in meine Gedanken gebahnt und jede Vernunft gelöst.
Die Pfeife qualmte leicht, als er sie mit entgegenhielt, der Rauch ringelte sich langsam in den schwarzen Himmel. Ich stellte den Cocktail auf das Geländer zurück, dieses Mal ließ meine Hand los.
Kurios.
Streckte sich nach der Pfeife und in einem kurzen Moment des Augenkontakts nahm ich sie ihm aus den Händen.
"Ich hoffe, Sie erwarten keinen Dank", erwiderte ich, während meine Finger die Pfeife umschlossen. Der Rauch schmeckte bitter, ein Husten keimte tief in meiner Brust, doch ich schluckte es hinunter. "Aurel Bentley." Ich ließ den Arm sinken. "Der Heimkehrer."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.01.2022 15:03.

Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 10:30

Die Geräusche drangen nur noch leise, in einem dumpfen Auf- und Abschwellen zu mir nach draußen und ich nahm sie bloß wahr, wenn ich mich darauf konzentrierte. Doch jetzt lag meine Konzentration auf etwas anderem, auf einem Punkt in der Ferne, dort, wo der Mond schwach den Horizont zeichnete, wo die Schatten der Bäume mit dem Himmel verschmolzen.

Die Nacht, die Nacht... Dunkle Schönheit.
Die Nacht legte die Landschaft in Dunkelheit, malte einen Verlauf von Grau in Schwarz, die verschiedensten Nuancen. Der stete Luftzug um das Anwesen ließ die edlen Hecken und Sträucher leise rascheln, ihre Blätter im Takt wippten zu einer undefinierbaren Melodie. Doch hier im Schatten wirkten sie nicht länger edel, nicht länger stolz, verschluckt von Finsternis.
Sind nichts weiter als die Brüder und Schwestern des Waldes, leben von Wasser und Sonnenlicht. Sterben in der Nacht.
Meine Hand ballte sich langsam zur Faust, senkte sich auf das steinerne Geländer der Terrasse nieder. Kalt und rau spürte ich es an meiner Haut schaben. Was gab es dort draußen, das mir verborgen blieb? Was gab es, das sich verstecken konnte, so gut, dass meine blinden Augen es niemals zu sehen bekämen? Es gab keinen Zweifel daran, in welchen Stand der Gesellschaft ich gehörte, kein Misstrauen meiner Treue dem Adel gegenüber.
Und doch...
Zu manch düsterer Stunde sehnte ich mich danach, all die Masken fallen zu lassen, das Blatt für einen Moment zu wenden und nicht länger auf Gewinn aus zu sein, nicht länger der boshaften Gier nach Macht zu folgen.
Dann hob ich das Glas in der anderen Hand an meine Lippen, den Blick nicht abwendend von dem Punkt, meinem Punkt in der weiten Ferne. Es würde niemals geschehen. Das Blatt würde sich niemals wenden und wahrscheinlich war das auch gut so. Ein Mann meines Ranges sollte sich nicht zu solch niederen Träumereien herablassen.
Mein Punkt in der Ferne verlor sich, als die Konzentration verflog, als die Geräusche in meinem Rücken innerhalb einer Sekunde anschwollen und das leise Klacken der Tür einen Besucher ankündigte. Wer auch immer das sein mochte, schien mutig genug, sich jetzt in meine Nähe zu wagen oder aber töricht genug, um sich einen Feind zu machen. Meine Augen wurden schmal, richteten sich vom Rand meines Glases zurück zum Horizont, doch der eben noch anvisierte Punkt kehrte nicht zurück.
Welch Schande.
Die Stimme war ruhig, so ruhig, wie sie keineswegs jemandem gehören konnte, der sich aus einer Absicht heraus zu mir begeben hatte. Ein junger Mann, so gestaltete sich mir ein erstes Bild, ohne dass ich mich zu ihm umdrehte, ihm die Aufmerksamkeit schenkte, nach der er sich womöglich sehnte. Ich hatte Ruhe gesucht und seine Anwesenheit, seine Existenz, sie machte sie zunichte.
"Niemand flüchtet einem Fest", antwortete ich leise. Das Glas in meiner Hand stieß mit einem feinen Klingen auf Stein. "Besonders nicht dem eigenen."

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Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 31.12.2021 11:59

Amaury

Ich hatte nicht vor, den Anschein eines Trinkers zu geben, doch schon nach einer kurzen Weile glitt mir der zweite Cocktail in die Hände und ich ließ meine feinen Fingerkuppen gegen das blitzende Glas trommeln.
Glatt und kühl das teure Geschirr, und wehe, einer der Anwesenden lässt etwas fallen.
Ich wartete nur darauf, auf die schockierten Rufe, das Entsetzen, die Scham. Das leichte Adrenalin, wenn ich mir die stille Schadenfreude zurückhielt und mich der Masse der Bestürzung anschloss.
Sie sind so einfältig.
Diese Veranstaltungen konnten manchmal so langweilig sein. Besonders, wenn sich unter den Gästen niemand befand, der mein Interesse auch nur annähernd wecken konnte, niemand, der sich mit mir auf Augenhöhe befand. Es war fast schon zum Verzweifeln. All diese lüsternen, machtgierigen Damen, die sich auf Ansprache meiner Eltern nur für mich auf dieses Fest begeben, sich herausgeputzt und fein gemacht hatten. Das zarte Lächeln, die höflichen Floskeln, der sanfte Augenaufschlag, wenn die nächste junge Frau sich mir näherte, es hing mir zum Hals hinaus.
Die dunkle, schwarze Nacht voll Lichter...
Für einen Moment schloss ich die Augen, für einen winzigen Augenblick musste ich nach der Ruhe suchen, nach der gehobenen Kühle, für die ich bekannt war. Erst dann sah ich wieder auf.
Erneut ein Blick auf meinem Antlitz, erneut ein stumpfer Charakter, mechanische Bewegungen, ermüdend allein in ihrem Auftritt. Die Dame war hübsch, doch ihre Augen hatten den Glanz verloren. Ihr Ausdruck längst erstarrt, herhaltend für Regeln und Gepflogenheiten.
Mein Griff um das mittlerweile leere Glas verhärtete sich und ich stellte es ab, rieb mir mit einem Tuch die Finger.
"Guten Abend." Dieses sanfte, künstliche Lächeln. Eine ebenmäßige Stimme. Charmant, doch nicht zu aufdringlich. Höflich, doch nicht zu überheblich.
Ich hasste es. So sehr.
Heute wird es leider nichts, meine Teuerste.
Der Bedienstete gab mir auf einen Wink hin einen weiteren Drink und ich neigte den Kopf vor der Frau, lächelte entschuldigend und ließ sie mit einem "Verzeihung" stehen. Das Lächeln verschwand, sobald ich ihr den Rücken kehrte. Beherrscht atmete ich durch, fühlte nur die warme, stickige Luft meine Lungen füllen und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ins Freie zu kommen. Mit festen Schritten und einem Blick, der jeden weiteren Annäherungsversuch in seinem Keim ersticken ließ, bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und trat schließlich hinaus auf eine der zahlreichen Terrassen, die durch kleinere Flügeltüren mit dem Haupthaus verbunden waren. Ein kühler Wind empfing mich, und als die Tür mit einem leisen Schlag in ihr Schloss zurückfiel, auch die Stille, nach der ich mich gesehnt hatte.
Warum mir die heutige Veranstaltung so schwer fiel, die Kommunikation, die Show, wusste ich nicht. Doch manche Tage ließen es wohl einfach nicht zu, dass das Schauspiel gelang. Manche Tage wollten die stillen Hoffnungen nicht erfüllen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.12.2021 11:59.

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 29.12.2021 22:57

Amaury

Feine Kleider und edle Mäntel, teure Weine und kostbare Speisen. Die Pracht des gewaltigen Saals, die tausenden Lichter an den Wänden und von der Decke als Kronleuchter, die festliche Musik und der leichte Geruch nach frisch gebranntem Wein, all das schürte diese leichte Aufregung in mir, eine Art von Vorfreude, die ich verspürte, wenn eine Veranstaltung allmählich in die Gänge kam. Ein Wunsch nach Ausgelassenheit, das leichte Sehnen nach Freiheit.
Eine Nacht, die noch dunkler scheint, als jede zuvor. Lichter, so viele. Sie tanzen. Tanzen auf dem glatten Parkett. Wenn sie es nur wüssten, diese Menschen. 

Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen schritt ich die breite, gewundene Treppe hinab, die in das erste Stockwerk zu den Gemächern führte. Das Anwesen war außerordentlich groß, konnte genug Menschen beherbergen, um einer Feier den Anreiz für eine wilde Nacht zu verleihen. Meine Füße in schwarzen Stiefeln setzten sich Stufe um Stufe zu der Menge an Gästen herab, die sich im Saal schon eingefunden hatten.
Ein bunter Wirbel an Gesichtern, hell und finster. Ich frage mich, welches von ihnen sich als würdig erweist. Hat meine hohe Mutter recht? Sollte ich es zulassen? 
Blicke huschten, das Tuscheln der Menschen wechselte das Thema, die Stimmen dämpften sich und die Augen fixierten meine Gestalt. Ich hob das Kinn, erreichte das Ende der Treppe und fand meinen Weg in Richtung Bar. Sie machten mir Platz, neigten ehrfürchtig die Köpfe. Ich war der Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit, war das Highlight dieses Abends, das Juwel, das die Familie La Lumière hoch angepriesen hatte.
Es ist fast ein wenig langweilig, ein wenig konstruiert, meinen Sie nicht, verehrte Damen und Herren?
Ich senkte den Kopf, ließ meinen Blick unter dichten Wimpern über die Menschen gleiten. Ein Junggeselle auf der Suche nach einer Dame, mit der er eine Verbindung eingehen würde, den Namen stärkend, den Stand bewahrend und die Verhältnisse zum Guten verbessernd. So jedenfalls war es geschrieben, so war es verkündet worden. 
Doch meine kalten Augen schreckten sie ab, die Interessierten, die sich aufreizend, begehrend mir in den Weg stellten. Sie wichen zurück, sobald mein Blick sie traf, hastig, furchtsam, überwältigt. Ich ignorierte sie alle. Erfüllte mit falschem Lächeln eine Rolle, die mir so zuwider war. Erst an der Bar kam ich zum Stehen und ließ mir einen Cocktail servieren, ungeachtet dessen, dass das Getränk für die Damen bestimmt war. Denn ich konnte es mir erlauben, ich konnte alles tun, was immer mir an diesem Abend beliebte.
Ich muss zugeben, der Wunsch meines Vaters passt zwar nicht ganz in mein Konzept... Allerdings beginnt es mir Spaß zu machen. 
Das Lächeln wurde breiter und ich versteckte es gekonnt hinter dem Glas, als ich es an die Lippen hob und einen großen Schluck davon nahm.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.12.2021 23:10.

Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 29.12.2021 16:29

 

「 Fear me 」

 
A U R E L & A M A U R Y

"If I kill us both, I know, I'll meet you there,

cause we both love to lie and pretend thats fair."

Das Hause La Lumiére lädt ein, ein Ball vom feinsten mit Musikern aus dem ganzen Land. Bloß die hohe Adelsgesellschaft ist geladen, um den Abend unter Freunden und Familie zu verbringen. Für köstliche Speisen und Unterhaltung ist gesorgt, heute Nacht stehen Ihnen die Pforten zum Anwesen der La Lumiére offen.

  

"Dont you see,

that you're the one who did this?"


Bildquellen:

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.12.2021 20:04.

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