Suche nach Beiträgen von Nova
1 | 2 | » | Letzte
Die Suche lieferte 13 Ergebnisse:
Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]
von Nova am 13.01.2022 16:56Blindes Vertrauen oder meine Risikofreundschaft, eines davon hätte es sein können, dass mich vergessen lassen wollte wer ich war, mich beinahe dazu verführt hatte diesen einen Schritt zu gehen. Einen Weg zu beschreiten, von welchem es kein Zurück gab, der mich entweder mein Leben oder mein Ansehen kosten konnte. Und dennoch glaubte ich spüren zu können, dass ich nicht alleine gefallen wäre, der Fantasie einer möglichen Wendung meines Schicksals, einer möglichen anderen Realität hinterher trauerte, welche ich durch meine Entscheidung bewusst abgelehnt hatte. Mich möglicherweise davor bewahrt hatte einen Fehler zu begehen, der nicht bloß mich sondern jene goldene Blutlinie betraf, welche ich stets gewissenhaft vertrat.
Es wäre ein Ableben, welches noch lange als Schauermärchen durch die Mauern der Schlösser geistern würde. Ein Rätsel, welches lediglich jener Verstorbener hätte lösen können. Ein Mysterium, welches nie aufgeklärt werden könnte, damit dazu verdammt war ewig weiter zu leben. Ein Gefangener, welcher seinen Ketten bloß auf einer Art und Weise entkommen konnte, denn der Tod war es, welcher als einziges wahre Freiheit bringen konnte, nicht?
Skurrile Gedanken, die mir dennoch ein Schmunzeln entlockte, denn vor dem Tod hatte ich weder Angst, noch würde ich ihm zu entfliehen versuchen. Er war vorherbestimmt, für einen Vampyr weniger als für all jene unwissenden Menschen, dennoch unausweichlich. Wozu die eigene Vorstellungskraft doch fähig war, wenn sie dem eigentlichen hier und jetzt entfliehen wollte, einem vorgaukelte sich falsch entschieden zu haben, vor Augen führte was hätte sein können. Und dennoch war es nichts weniger als jene Kraft, die mich genau die Sicherheit anzweifeln ließ, mit welcher ich mich aus der Affäre gezogen hatte.
"Nun..." ich hatte Abstand zischen uns gebracht, mich neben den Flügelfenstern positioniert mit dem eigentlichen Gedanken so still und heimlich wieder zu verschwinden wie ich aufgetaucht war. Ihn erneut seiner selbst zu überlassen, es bei diesem kurzen Aufeinandertreffen zu lassen und kein weiteres Wort über die Geschehnisse dieses Abends zu verlieren. Ich hatte vorgehabt zu vergessen und zu leugnen, denn das wäre es gewesen, was man von mir erwartete.
"...mir kam zu Ohren sie seien ein äußerst beschäftigter Mann... dennoch würde ich sie um einen kleinen Gefallen der besonderen Art bitten..." Mit Daumen und Zeigefinger versuchte ich zu verdeutlichen, wie winzig dieser Gefallen doch sein sollte. Eine Lüge. Eine Lüge, welche es mir erlauben sollte zu verschwinden, erneut jene ungeschriebenen Regeln zu brechen, wie so oft schon. Nur wollte ich es dieses Mal nicht alleine, verfolgte ein Gefühl, bloß den Hauch einer Möglichkeit. Denn ich durfte nicht vergessen wer er war, wer ich war und welche Ziele ich trotz gewisser Meinungsverschiedenheiten mit Mitgliedern meines Adelshauses verfolgte. Nicht vergaß dass Blut doch dicker war als Wasser, ich stets zu jenen halten musste, die mir ebenso den Rücken stärkten. Meine Hand umschloss die Klinke des hellen Fensters, hinter welchem bloß die schweren, dunklen Vorhänge zu erkennen waren. Den Blick über die Schulter auf ihn gerichtet, abwartend auf eine Antwort, eine Ab- oder Zusage zu meinem Begleiter zu werden.
Ein Gefühl als Ausrede mit dem Willen weitaus Größeres zu erreichen, eine neue Ära einzuläuten.
Lass uns Spielen, Lumiére.
Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]
von Nova am 04.01.2022 10:12Eine unerwartete Wendung, das Aufflammen von einem Verhalten, welches mir so viel eher entsprach, als meinem Gegenüber. Um so mehr löste die Aufforderung, der plötzliche Wechsel, das fallen lassen einer faden Maske ein kribbelndes Gefühl in meinem Magen aus. Eines, welches ich seit meinen Tagen als Wilder, als Gesetzesloser kaum mehr verspürt hatte. Das Klirren hallte noch länger in meinen Ohren nach, ein Befreiungsschlag, ein eindeutiges Abwenden von den Prinzipien, den Regeln. Eine so kleine Geste, die man so vielfältig interpretieren konnte, eine Geste die mir meiner Miene nach zu urteilen gefiel. Keine ziellosen Gespräche, Angebereien, der dauernde Wille die anderen Häuser übertrumpfen zu wollen. Eine Politik, ein Rangsystem, welches ich weder verstand noch akzeptieren wollte. Jeder hier trug eine Maske, doch nicht jeder war bereit den Blick auf das Gesicht, welches sich dahinter verbarg wenigstens für Sekunden zu erlauben.
"Solch ein tadelloses Benehmen..." Ich begann den Kopf zu schütteln, verlieh meinen Gesichtszügen etwas beinahe erschrockenes. Ein weiteres Schauspiel, welches von meinem anzüglichen Grinsen nur unterstrichen wurde. Alkohol. Die reinste Verschwendung, dieses Gebräu auf einer Veranstaltung wie dieser auszuschenken. Geschmacklich nicht unbedingt überzeugend und von der Wirkung durfte man gar nicht erst anfangen. Meiner Pfeife entwichen die letzten Schwaden des hellen Rauches, welcher sich sogleich mit der kühlen Luft vermischte. Verschwand als hätte er nie existiert, ohne dass etwas blieb, was auf seine Existenz zurück schließen ließ. Das Glühen hatte nachgelassen, der Tabak war aufgebraucht, die Pfeife fand ihren Weg zurück in die Tasche meines Mantels. Von drinnen drangen immer noch die Geräusche des Festes bis zu uns, verloren sich schließlich in der Ferne. Die Lichter tanzen an den Wänden, die Schatten der Gäste dort drinnen verformten sich zu unförmigen Gestalten hier draußen. Die Dunkelheit war es, welche uns beide vor den tadelnden Blicken schütze. Welche uns verschluckte, völlig verschwinden ließ wenn wir es denn wollten.
Mein Blick fuhr hinauf zu ihm, blieb an der blassen Hand hängen und ließ mich diese ohne ein Zögern ergreifen. Ein Abenteuer? Mein Name wäre nicht Aurel Bentley, würde ich dieses Angebot ausschlagen, diese Möglichkeit nicht wenigstens kurz in Betracht ziehen. Elegant schwang ich mich zu ihm hinauf, behielt den festen Griff bei und ließ den Blick hinunter sinken. Ein Schritt und der Fall folgte, ein Schritt der Freiheit entgegen. Einer Freiheit jedoch, welcher man danach nicht mehr entkommen konnte. Meine Augen hafteten sich wieder an ihn, an die Gestalt welche nun aus ihrem Schatten getreten war, mir eine andere Seite offenbart hatte, welche mich so viel mehr faszinierte als alles, was ich bisher von dieser adligen Welt zu Gesicht bekommen hatte, die überzeugender war als all die Facetten, welche ich zunächst beobachten hatte können.
"Ist der werte Herr nun doch auf den Geschmack gekommen?" Ich biss mir auf die Lippe, sah ihm entgegen. Von Schweigen umhüllt, einer mir angenehmen Stille, welche das große Finale ankündigen sollte, welchem wir bevorstanden. Er war ein Lumiere, einer Blutlinie, welchen es bestimmt war als Könige des Sonnenlichts, Könige der Lüfte zu herrschen. Ein Mann, welcher sich vor jeglicher Höhe nicht zu fürchten brauchte. Doch ich war nicht er, nicht dazu in der Lage mich aus einem tödlichen Sturz zu retten, wenn es von Nöten wäre. Reichte es, reichte diese kleine Geste, dieses kaum innige Gespräch, die gewechselten Worte um mich bis hier her zu treiben. Mich dazu zu bringen einen Weg einzuschlagen, auf welchem ein Umkehren unmöglich war? Ein Funkel war in meinen Augen zu erkennen, ein Lodern, welches mit jeder Sekunde weiter zunahm. Denn diese Situation war es, welche das wilde Feuer in mir schürte, welches aus mir herausbrechen, wieder heller brennen wollte.
Lass uns Fliehen, lass uns fliegen. Leise Worte die ich gesprochen hätte, sofern ich mich auf das einlassen wollte, was er mir bot. Die Gefahr, welche in den Schatten lauerte, mich beinahe überreden wollten den Schritt zu tun.
Einen Schritt ins Leere, ein Schritt ins Abenteuer, ein Schritt im Vertrauen zu dem jungen Mann an meiner Seite. Vertrauen, welches ich nicht besaß, ein Abendteuer welches ich wohl lieber meiden sollte und jene Leere die ich in den Herzen der meisten hier anwesenden finden konnte. Ich liebte das Spiel, doch auch mein jetziges Leben, Reichtum den Ruhm. Das aufs Spiel zu setzten, wofür?
Ich löste meine Hand von der seinen, starrte bloß weiter in die tiefe Nacht, welche vor uns lag. Wieder hatte ich mich dagegen entschieden, wieder war ich dem Aurel Bentley, welchen sich meine Familie so sehnsüchtig wünschte näher gekommen, wieder hatte ich einen Teil meiner wilden Art, meiner Vergangenheit aus meinem Herzen verbannt, Platz gemacht für etwas was ich eigentlich nicht sein wollte.
Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]
von Nova am 03.01.2022 21:17Erst zögernd, unentschlossen wirkend, dann wieder in voller Präsenz, seinem Namen alle Ehre machend. Es war ein auf und ab der Gefühle, ein herumirren ohne das tatsächliche Ziel vor Augen zu haben, unpassend wenn man den Gerüchten glaubte. Jenen Gerüchten, die die La Lumiéres immer als äußerst kontrolliert und manipulativ beschrieben. Gerüchte, von denen es zu wenige gab, eine Tatsache die in meinen Augen an sich schon verdächtig genug war. Denn es gab niemanden, keinen Menschen, keinen Vampyre auf dieser Welt, der nicht etwas Dreck am Stecken haben musste. Und solch wenige Informationen, so wenig Wissenswertes, Vertrauenswürdiges über mein Gegenüber war ein Grund zur Besorgnis, ein Grund für Vorsicht. Trotz der Tatsache, dass ich dies bereits seit dem ersten Wort, dass seine Lippen verlassen hatte wusste, kam es mir nicht in den Sinn mein Verhalten zu ändern, etwas subtiler an die Sache heranzugehen. Dies widersprach meinem Wesen, würde doch die Anspannung, die Aufregung, welche dieses Aufeinandertreffen mit sich brachte abschwächen oder gar verhindern.
Wieder wanderten meine Augenbrauen höher, dieses Mal als er meinem Angebot tatsächlich nachkam, als er mir die Pfeife aus der Hand nahm, ich für einen Moment eine Berührung spürte. Fingerspitze an Fingerspitze, nichts ungewöhnliches, doch in diesem Augenblick, diesen Sekunden glaubte ich ein leichtes Rauschen vernehmen zu können. Ein Pulsieren vermischt mit unendlicher Kraft, jener Lebenskraft, welche seine Adern erfüllte, welche sein Herz weiter schlagen ließ.
Dieses Mal war es an mir keine Richtung vorzugeben, bloß dazustehen, nicht wissend wie ich reagieren konnte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Seltsame Hilflosigkeit vermischt mit einem aufkommenden, beflügelnden Gefühl. Ein Zustand, der zu meinem Glück, mit gleichzeitigem Bedauern beim nächsten Blinzeln abbrach, es mir erlaubte zurück in alte Muster zu fallen, das Spiel weiter zu spielen.
"Eine Gegenleistung kann man auf viele Arten erbringen, Monsieur." Ich lächelte, zeigte dabei meine spitzen, hellen Zähne und ergriff mit der linken Hand sein Jackett. Gerade fest genug um mich an diesem nach vorne zu ziehen, sodass uns kaum noch eine Handfläche trennte. Ließ dann augenblicklich wieder locker, um ihn an seiner Brust provokant zurück zu schubsen.
"Wäre das in ihren Augen angemessen, würde es einem Rückkehrer entsprechen? Oder soll ich ein wenig mehr den Wilden heraushängen lassen, meine Manieren gänzlich vergessen?" Das Lächeln behielt ich bei, verpasste ihm eine Anstößige Note um dem Klischee gerade recht zu kommen. Es machte mir Spaß, dieses vergangene Ich zu spielen, die Facetten seines Charakters auszuspielen, zu beobachten wie dieses feine Gesindel um mich herum die Situation zu Händeln wusste.
Ich schnaubte, schien bei der Erwähnung meines Namens, eines Titels um welchen ich nicht gebeten hatte beinahe gereizt wenn nicht beleidigt. Denn für mich hatte er einen unangenehmen Beigeschmack, erinnerte mich an eine Zeit, auf welche ich nicht gerne zurückblickte. Nicht das Leben in Freiheit, das Leben in Armut, das Leben als Wilder, war es, welches ich verabscheute. Es war der Wechsel gewesen, das was man mir genommen hatte, was ich zurück hatte lassen müssen, wofür ich gekämpft hatte. Ein einfacher Wechsel der Tapeten, so hatte man dies Bezeichnen wollen, herunterschrauben von dem was es eigentlich gewesen war.
Ein Diebstahl der Identität, nein eine Auslöschung, vollkommene Zerstörung. Denn das, was ich mir aufgebaut hatte, die mühsam errichteten Mauern einer Gemeinschaft, einer Familie, all dies war niedergerissen worden um Platz zu schaffen für ein Leben, für welches ich angeblich bestimmt gewesen worden war. Natürlich würde ich jetzt keinen Schritt zurück mehr machen wollen, nicht auf das verzichten wollen, was mir zustand, was der Name Bentley mit sich brachte. Doch mit der Nase auf jene Zeit der Ungewissheit, des Verlusts gestoßen zu werden war kein schönes Gefühl.
Mein Gewicht hatte ich von einem Bein auf das Andere verlagert, mich mit dem Unterarm auf dem steinernen Geländer abgestützt und fuhr mir durchs Haar, den Kopf etwas zur Seite gelegt und ohne, dass meine Miene eine weitere Emotionsregung preisgab beobachtete ich ihn, ließ den Blick kurz zur Seite schwenken in der Überlegung noch weiter zu gehen. So weit, mir sein Glas einfach zu nehmen. Doch diese Geste schien mir dann doch zu übertrieben, eine Tat, die zu früh war für ein erstes Aufeinandertreffen, ein Verhalten, welches selbst ich, in meiner Position nicht an den Tag legen konnte.
Nächstes Mal, wenn es ein nächstes Mal geben würde.
Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]
von Nova am 03.01.2022 14:37Konzentriert, so ruhig, für einen Moment, nur für den Bruchteil einer Sekunde bereute ich es ihn angesprochen zu haben, denn mich überkam das Gefühl ihn bei etwas unterbrochen zu haben. Die Ruhe, auf welcher auch ich auf der Suche gewesen war, zerstört zu haben. Doch im Endeffekt ließe sich diese Tat nicht mehr umkehren - der Gedankengang eines Realisten, welcher jegliche Gefühlsregungen meinerseits wieder zunichte machten. Ich war an das Geländer getreten, sodass uns nur noch eine knappe Armlänge trennte, hatte mich mit der Hüfte seitlich an dieses gelehnt und wandte ihm meinen gesamten Oberkörper zu, während ich ein weiteres Mal an der Pfeife zog und den Rauch über das steinerne Sims hinweg blies. Konnte beobachten wie sich dieser Rauch, die feinen Partikel in der Luft verwirbelten, kurz zu tanzen schienen ehe sie einfach verschwanden. Kein Zeichen zurückließen jemals existiert zu haben, verschluckt von einem Luftzug, welcher mir einzelne Strähnen ins Gesicht fallen ließ.
Die Antwort des Mannes mir gegenüber war zwar leise gewesen, trotzdem noch verständlich genug, als dass ich auf die Worte reagieren konnte. Meine Augenbrauen wanderten fragend höher, die kontrollierte Maske, die ich sonst trug um Weibsbilder, die Damen der guten Gesellschaft, zu beeindrucken war gänzlich gefallen. Denn meinem Gegenüber glaubte ich nichts vormachen zu wollen. War jetzt gerade bloß ein einfacher junger Mann auf der Suche nach ein wenig Frieden, bevor er sich wieder in das Getümmel des Festes stürzte, bevor er wieder das Zentrum der Aufmerksamkeit aufsuchte.
"Wie nennt man es sonst, wenn der Gastgeber die Feier meidet? Sich auf eine Terrasse zurückzieht? Helfen sie mir..." Ich bewegte meine Hand, gestikulierte als würde ich das passende Wort für die Tat finden, welche seine Handeln beschrieb ohne sie erneut als Flucht zu bezeichnen. Auch wenn kein bisschen Spott oder Ironie in meiner Stimme zu erkennen war, so sollte es doch offensichtlich sein, dass ich mir einen kleinen Spaß erlaubte, dass ich mein Gegenüber auf eine gewisse Art herausforderte.
Denn ich liebte es. Liebte es diese Karte auszuspielen, liebte es nicht der guten Dinge wegen in Erinnerung zu bleiben. Liebte es Gerüchte in die Welt zu setzen und nicht mehr tiefer fallen zu können als ich eh schon gefallen war. Das schwarze Schaf kannte keine Grenzen, wusste nicht zu beherrschen, entschied sich sogar bewusst dagegen, der Spannung wegen, des Adrenalins, der Freude daran auszuleben, was man konnte. Ich wusste es nicht genau, konnte nicht genau sagen woher diese rebellische Einstellung kam, weshalb ich mich lieber weigerte als zu tun, was man mir befahl, zu tun was man von mir erwartete. Es widersprach mir, fühlte sich an, als wäre ich ein Gefangener, würde meinen Peinigern nachgeben, mich ihnen unterwerfen wie ein Gebrochener. Ein Ebenbild, welches ich verabscheute, welchem ich keinesfalls mehr gleichen wollte.
Auf meinen Lippen zeichnete sich ein angedeutetes Lächeln ab, welches, was hätte man auch anderes erwarten können etwas verschmitztes an sich hatte. Meinen Blick wandte ich von ihm ab, versuchte wenigstens für einen Moment zu erkennen, was es gewesen war, was ihn so fasziniert hatte, in der Ferne den Punkt zu finden, welcher ihn fixierte. Den er mir vorgezogen hatte, anstatt sich jenem zuzuwenden, mit dem er sprach. Doch diese Unternehmung war eine Sache der Unmöglichkeit, denn von den Baumkronen, den Hausdächern, der dünnen Linie am Horizont hätte es alles sein können, jeder winzige Punkt dieser Kulisse und damit zu viele Möglichkeiten um die Ursache seiner Faszination erkennen zu können. Ein Unterfangen, welches ich nach einem Blinzeln wieder aufgab, mich stattdessen der Pfeife widmete und bereits langsam ihre Wirkung in meinen Gliedmaßen immer stärker wahrnahm. Ein wohliges Gefühl, welches mich umgab, mir Sicherheit und Selbstvertrauen schenkte.
"Kann ich ihnen etwas anbieten, werter Herr Gastgeber?" Ich drehte das hölzerne Stück um, aus welchem noch immer ein wenig Qualm stieg, hielt es ihm entgegen. Gastgeber. Ein La Lumiére, wie ich annehmen musste, doch ein Vorname kam mir nicht in den Sinn. Zu viele gab es von Ihnen, als dass ich mich an die Stunden, in welchen versucht wurde mir einzutrichtern, welche Persönlichkeiten die wichtigsten im Adel war, welche man kennen sollte, erinnern konnte. Wahrscheinlich war es besser so, denn jetzt war er ein unbeschriebenes Blatt, mein nicht vorhandenes Vorwissen bewirkte, dass ich mir kein Urteil bildete, dass es bloß uns gab, ihn und mich. Keine Gepflogenheiten, kein Wissen, welches mich jetzt in meinem Verhalten beeinflussen konnte.
Freiheit in Gedanken.
Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]
von Nova am 01.01.2022 14:58Es war ein Spiel, ein Schauspiel und ich schien es zu beherrschen, schien Herr über jede Regung meines Gesichtes, jeden Ausdrucks von Emotionen zu sein. Eine Kunst, welche ich über die Jahre perfektioniert hatte, welche mir in so mancher Situation schon - direkt ausgedrückt, den Arsch gerettet hatte.
Meine Augen wanderten von einer jungen Dame zur Nächsten, meine Lippen verließ ein Kompliment nach dem Anderen, während sich immer wieder ein freundliches, nicht zu übertriebenes Lachen in meinem Gesicht abzeichnete, meine Mundwinkel zucken ließ. Ich spielte und sie schienen es nicht einmal zu bemerken. Sprangen an auf erfundene Geschichten an, ließen sich ein Kichern entlocken, bloß durch ein wenig Anzüglichkeit in meinem Blick. Es war ein Fest, ein Spaß, der Genuss der Aufmerksamkeit, denn ich schien für das Rampenlicht wie geboren, fühlte mich wohl wenn die Blicke auf mir lagen. Ich war der Trampel, das schwarze Schaf, hatte nicht mehr viel zu verlieren und meinen Adelstitel konnte man mir nicht nehmen.
Weshalb also nach den Regeln spielen, wenn man auch für den Sieg spielen konnte?
"Ach, das ist ja allerliebst, meine Gute."
Ich hatte keine Ahnung wovon das Gespräch gehandelt hatte, war wie immer mit den Gedanken abgeschweift, wenn mich das Gerede der hohen Gesellschaft nicht scherte. Und das tat es nicht, jegliche Erzählung, jegliches Kompliment, welches die Lippen der Damen um mich herum verließ hatte nichts zu bedeuten. So wie dieser Abend auf das große Ganze wohl kaum Auswirkungen haben würde. Ein einfaches Vergnügen, nicht mit dem Ziel jene Dame kennenzulernen, welche mich bis an mein Lebensende begleiten sollte, welche mir zur Seite stehen würde. Denn darauf war ich nicht aus, auch wenn ich die jungen Frauen um mich herum darüber im Ungewissen ließ. Mein Blick wanderte an den Fenstern entlang, glitt zum Rande des Saals, denn ihr Gelächter, ihre Geschichten unterhielten mich nicht mehr. Noch immer ein freches, zweideutiges Grinsen im Gesicht erhob ich mein Glas für einen letzten Toast, bevor ich verschwand, bevor ich sie stehen lassen und verschwinden würde. Denn so war ich, es hielt mich nie lange genug an einem Ort, das Interesse schwand zu schnell und ich war ehrlich genug zu mir selbst um jene Gespräche nicht weitere Stunden über mich ergehen zu lassen. Ein Handeln, welches den meisten widersprach, welches sich im Volksmunde wohl einfach nicht gehörte. Doch dass sich etwas nicht gehörte, dass etwas nicht erlaubt war hatte mich bisher nur selten davon abgehalten zu tun, was ich tat.
"Auf einen freudigen Abend, neue Bekanntschaften und unerwartete Überraschungen." Mein Glas schwang in die Luft, ich setzte es an den Lippen an und spürte nur kurz darauf, wie der kühle Alkohol angenehm meinen Hals hinunterrann. Schwungvoll drehte ich mich auf der Stelle um, hörte sogleich wie das Getuschel in meinem Rücken begann, wie sie sich die Mäuler über mein Verhalten zerrissen. Und ich ließ Sie, hatte besseres zu tun als mich über Höflichkeiten unterrichten zu lassen.
Meine Hand fuhr in die Tasche meines Jacketts, umschloss dort die Pfeife, welche ich in weiser Voraussicht mitgebracht hatte und zauberte mir dieses Mal ein wahrlich echtes Lächeln auf das Gesicht. Auch wenn ich die Aufmerksamkeit, den Prunk, das Drama, Alles was zu dem Leben eines Adligen gehörte liebte, so schätzte ich auch jene Minuten der Entspannung, die mir die Droge erlaubte, jene Zeit allein, in welcher es bloß mich gab. Wieder fuhr mein Blick an den Flügeltüren entlang, blieb an einer hängen, welche ein kleines bisschen geöffnet schien. Zielstrebig und ohne mich erneut in ein Gespräch verwickeln zu lassen trat ich an jene Fenster, zog dann meine Zigarre hervor und hielt sie mit den Zähnen fest. Geschickt beförderte ich eine Schachtel Streichhölzer hervor, zündete die Pfeife an und nahm, während ich nach draußen trat und die Flügeltüren wieder zufallen ließ einen kräftigen Zug. Entspannung gefolgt von dem markanten Geruch des Tabaks. Meine Nasenflügel zitterten leicht, als der helle Rauch meine Nase wieder verließ, sich in der frischen Luft verlor. Doch anders als erwartet war ich keinesfalls alleine, hatte einen jungen Mann bemerkt, der mir bisher nur den Rücken zugewandt hatte, nicht wissend ob er mich absichtlich ignorierte oder die Schritte schlichtweg überhört hatte.
"Ein weiterer Flüchtiger?"
Kein Gruß, keine langweilige Floskel, eine einfache Frage auf welche ich mir auch eine einfache Antwort erhoffte. Ich hatte keine Ahnung wer mir gegenüber stand, hatte bisher nur seinen Hinterkopf sowie das geschmückte Gewandt betrachten können, welches der mir noch Fremde trug. Nur langsam näherte ich mich dem Geländer, wollte auch ein wenig der frischen Abendluft genießen können.